Kommentar zum Protest
Die Anatomie des SpiBu
Es ist sicher kein Zufall, dass angehende Ärzte im Studium als erstes die Anatomie des menschlichen Körpers studieren. Nur wer weiß, wie ein komplexes System funktioniert, wird darin auch erfolgreich intervenieren können.
Ähnliches gilt für politische und ökonomische Interventionen. Das probieren ab dieser Woche freie Ärzteverbände mit einer Politik der Nadelstiche gegen die Krankenkassen: Sprechstunde für Mitarbeiter der Kassen - nur vor acht und nach 20 Uhr. Keine Antwort auf formlose Anfragen.
Was die Kasse vor Ort ärgern könnte, wird den GKV-Spitzenverband ziemlich kalt lassen. Hier wird versucht, den Elefanten mit dem Grashalm zu kitzeln in der Hoffnung, dass er sich bewegt.
Die Hoffnung ist, mit Druck auf Einzelkassen auch Druck auf den Spitzenverband auszuüben. Das ist schwierig angesichts der gegenwärtig geltenden Dagobert-Duck-Mentalität der meisten Kassen.
So bleibt vor allem eine politische Botschaft: Taugt eine System-Anatomie, die primär darauf ausgerichtet ist, Finanzreserven anzulegen, die Versorgung von Patienten aber hintan zu stellen?
Wäre es nicht an der Zeit, den Einzelkassen, die näher an Versicherten und Patienten orientiert sind, mehr Verantwortung zu geben?
Lesen Sie dazu auch den Bericht: "Jetzt geht's los": Ärzte nehmen Kassen an die Kandare