Bremen Mitte

Dem Notdienst laufen die Ärzte weg

Der freiwillige Bereitschaftsdienst in Bremen steht auf der Kippe - weil ihm die Ärzte ausgehen. Ein Grund könnte ein Clinch zwischen KV und Hausärzteverband über Honorarzahlungen sein.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Seit 2009 ist der Bereitschaftsdienst in Bremen Mitte freiwillig.

Seit 2009 ist der Bereitschaftsdienst in Bremen Mitte freiwillig.

© Patrick Pleul / dpa

BREMEN. Das Bremer Modell des freiwilligen Bereitschaftsdienstes steht offenbar auf der Kippe.

Der Grund: Dem bundsweit einmaligen Projekt gehen womöglich die Ärzte aus. Die KV Bremen argwöhnt, der Hausärzteverband Bremen habe mit Gerüchten zum Schwund beigetragen.

Der Verband indessen meint, die Bereitschaftsärzte hätten mehr Geld verdient und erhielten es nicht und blieben deshalb zu Hause. Was ist geschehen?

Seit 2009 ist der Bereitschaftsdienst in Bremen Mitte freiwillig. Seither versehen vor allem hausärztliche Internisten, Allgemeinmediziner und Hausärzte den Bereitschaftsdienst und nicht mehr die rund 900 Niedergelassenen, die per Berufsordnung andernorts dazu verpflichtet wären.

Wird Geld zurückgehalten?

Die Kolleginnen und Kollegen wurden mit einem Durchschnittsstundensatz von 64,05 Euro entlohnt.

Nun sei das Honorar aber um zehn Prozent gestiegen und ebenso die Fallzahl, und zwar im ersten Quartal 2013 im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund 20 Prozent, erklärt Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Bremer Hausärzteverbandes.

Dieses Plus wollte Mühlenfeld auch im Honorar sehen. Stattdessen gehe das Geld an die Bereitschaftsdienste in Bremen Nord und Bremerhaven, kritisiert Mühlenfeld. "Aber die KV hat nicht auf meine Forderungen reagiert."

In einer Umfrage des Verbandes habe sich daraufhin "eine große Mehrheit" der befragten Mitglieder gegen die weitere Teilnahme am Bereitschaftsdienst ausgesprochen. Kein Wunder, dass dem Dienst die Ärzte fehlten.

Die KV Bremen reagiert gereizt auf die Vorhaltungen Mühlenfelds. "Wir vorenthalten den Ärzten kein Geld!", sagt KVHB-Sprecher Christoph Fox zur "Ärzte Zeitung".

"Im Gegenteil: Wir subventionieren den Bereitschaftsdienst sogar. Im vierten Quartal 2012 war es rund 86.000 Euro."

Die KV Bremen zahle damit mehr Geld an die Ärzte aus, als sie von den Kassen bekomme. Tatsächlich habe aber die KVHB die Honorare im Sommer angehoben, und zwar in Bremen Nord und Bremerhaven deutlich stärker als beim Modellprojekt in Bremen Mitte.

Nun erhalten alle Bereitschaftsärzte im Land Bremen, ob im Modellprojekt oder nicht, zwischen 66 und 69 Euro pro Stunde.

2014 soll neu geprüft werden

Hier sei nichts falsch gelaufen, betont Sprecher Fox. "Wir haben einen Wirtschaftsprüfer und die senatorische Behörde prüfen lassen, alles ist in Ordnung."

Gleichwohl steht das Freiwilligen-Modell am Rande des Scheiterns. Bis Sommer 2014 haben in Bremen zwar rund 90 Ärzte den freiwilligen Bereitschaftsdienst zugesagt.

"Es dürfen jetzt aber nicht weniger werde", heißt es aus der KV. "Im nächsten Jahr muss neu geprüft werden", so Fox.

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