Freie Berufe

Ärzte verlassen BFB ohne Rückkehroption

Die Interessenvertretung der Freiberufler ist nur noch ein Torso. Ärzte und Architekten haben ihre Mitgliedskarten für den Bundesverband Freier Berufe bereits zurückgegeben. Die Rechtsanwälte planen ebenfalls den Austritt. Der Vorwurf: intransparente Haushaltsführung.

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BERLIN. In gut zwei Monaten gehören die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung nicht mehr dem Verband der Freien Berufe (BFB) an. Die beiden Ärzteorganisationen haben ihre Mitgliedschaft fristgerecht zu Ende dieses Jahres gekündigt.

"Wir sahen darin die Interessen der freiberuflich niedergelassenen Ärzte vom Verband nicht mehr vertreten", sagte KBV-Pressesprecher Dr. Roland Stahl der "Ärzte Zeitung". Auch BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery blickt nicht zurück: "Ich halte den BFB für nicht reformfähig", kommentierte er den Austritt.

Montgomery hatte Informationen aus erster Hand. BÄK-Vizepräsidentin Dr. Martina Wenker war kurzzeitig Schatzmeisterin des BFB gewesen, hatte ihr Amt aber bereits nach fünf Monaten Anfang 2012 wieder zur Verfügung gestellt. Nicht einmal sie sei über alle Zahlungsflüsse informiert worden, heißt es.

Der Verband verliere damit seine beiden potentesten Beitragszahler, hieß es aus Kreisen der Freien Berufe. Am 10. Dezember treten die verbliebenen Verbandsmitglieder des derzeit führungslosen Verbandes zu einer entscheidenden Mitgliederversammlung zusammen. Selbst eine Auflösung der gegenwärtigen Verbandsstrukturen könnte dann auf der Tagesordnung stehen.

Koschorrek stellt Bedingungen

Derzeit ist der Verband führungslos. Präsident Dr. Rolf Koschorrek und das zehnköpfige Präsidium haben ihre Ämter am 15. Oktober niedergelegt. Gründe sind die Vorwürfe auch von Ärzteseite, die Finanzen des Verbandes seien intransparent.

Zahnarzt Koschorrek, bis 22. Oktober noch Bundestagsabgeordneter für die CDU, hatte sein Amt 2012 nach dem Rückzug von Ulrich Oesingmann angetreten. Er straffte das Budget und schuf neue Strukturen. Die Ärzte blieben hart und hielten an ihrem Austritt fest.

Koschorrek will sich unter der Voraussetzung erneut um den Verbandsvorsitz bewerben, dass die verkammerten Berufe keinen eigenen Verband gründen. Einen solchen Plan der Bundesrechtsanwaltskammer soll es geben.

Die Ärzte sind nicht die ersten, die dem Verband den Rücken kehren. Auch die Architekten sind schon weg. Laut Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Montag hat das Präsidium der Bundesrechtsanwaltskammer den Austritt zum Ende 2014 bereits beschlossen.

Mehr als 60 Verbände bilden den Bundesverband der Freien Berufe, der wiederum der Dachverband der Spitzenvereinigungen der Freien Berufe ist. Dazu zählen auch zahlreiche nicht verkammerte Berufe wie Tierärzte, Tanztherapeuten, Regisseure und Buchprüfer. Insgesamt vertritt der 1949 gegründete Lobbyverband die Interessen von rund 1,2 Millionen Freiberuflern in Deutschland. (af/sun)

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