Drogenbeauftragte

Cannabis-Eigenanbau ist keine Option

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), erteilt der Legalisierung von Cannabis über medizinische Zwecke hinaus eine Absage.

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BERLIN. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat sich erneut für einen erleichterten Zugang von Patienten mit chronischen Schmerzen zu medizinischem Cannabis ausgesprochen.

"Wir arbeiten intensiv daran, Cannabis als Medizin für chronisch Schwerkranke zu ermöglichen und das Ganze verschreibungs- und erstattungspflichtig zu machen.

Auch unser Koalitionspartner ist voll auf der Linie", sagte Marlene Mortler (CSU) bei der Vorstellung des Jahresberichts 2014 des Internationalen Suchtstoffkontrollrats der Vereinten Nationen in Berlin.

Derzeit erhalten Schmerzpatienten in Ausnahmefällen eine Genehmigung für den Kauf von Medizinalhanf in der Apotheke, müssen die Kosten von mehreren hundert Euro im Monat aber selbst tragen.

Laut dem Jahresbericht ist der illegale Anbau von Cannabis in Mittel- und Westeuropa 2014 weiter gestiegen ist.

Nicht dem US-Beispiel folgen

Mortler sprach sich gegen die Legalisierung des Eigenanbaus von Cannabis für Patienten aus. "Das kann keine Option sein, weil es um die Patientensicherheit geht", sagte sie.

Eine Absage erteilte sie auch der weitgehenden Legalisierung von Cannabis wie in den US-Bundesstaaten Colorado und Washington.

Werner Sipp, Vizepräsident des Internationalen Suchtstoffkontrollrats, sagte zur Situation in den USA: "Das widerspricht den Suchtstoffkonventionen, die das nur für medizinische Zwecke vorsehen."

Auch die Bundesstaaten Oregon und Alaska bereiten nach seinen Angaben eine derartige Freigabe von Cannabis vor.

Ein weiteres Ergebnis des Jahresberichts: Drei Viertel der Bevölkerung haben keinen oder nur beschränkten Zugang zu Schmerzmitteln, berichtete Sipp.

5,5 Milliarden Menschen seien von der Versorgung von Betäubungsmitteln wie Codein oder Morphium ganz oder teilweise ausgeschlossen.

Gleichzeit werde 92 Prozent des weltweit eingesetzten Morphiums von nur 17 Prozent der Weltbevölkerung konsumiert, vor allem in den USA, Kanada, Westeuropa, Australien und Neuseeland.

"In diesen Ländern ist der Missbrauch legaler Schmerzmittel stark gestiegen", ergänzte er.

Berichtet wird außerdem von einem Anstieg von 66 Prozent beim weltweiten Konsum von Methylphenidat, das vor allem zur Behandlung von Patienten mit ADHS verwendet wird.

Auch in Deutschland sei der Verbrauch gestiegen, so Sipp. Zahlen für Deutschland konnten er und Mortler auf Nachfrage aber nicht nennen. (tau)

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