Flüchtlinge

Ärztinnen sensibilisieren für Not von Frauen

Viele Frauen und Mädchen sind auf der Flucht vor sexueller Gewalt. Der Deutsche Ärztinnenbund hat reagiert.

Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Bei der Debatte über die Versorgung der Flüchtlinge darf die besonders schwierige Lage der vielen Frauen und Mädchen, die vor und auf der Flucht Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, nicht vergessen werden. Darauf macht die Gründerin der Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale Dr. Monika Hauser aufmerksam.

"Wir brauchen konzentrierte Unterstützungsangebote für Flüchtlingsfrauen", sagte die Frauenärztin beim 34. Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB) in Düsseldorf. Hauser erhielt bei der Veranstaltung die Auszeichnung "Mutige Löwin 2015" des DÄB.

Auf die besonderen Anforderungen dieser Frauen wie die Notwendigkeit einer traumasensiblen Beratung und Unterstützung sei das Gesundheitssystem nicht eingerichtet. Das gelte auch für die Problematik der Spätabtreibungen, die sich bei manchen dieser Frauen stelle.

 Hauser schlug die Einrichtung einer Art Clearingstelle vor, in der alle notwendigen Informationen gebündelt werden sollten. Auch Netzwerke von qualifizierten Ärztinnen, die den Frauen Unterstützung bieten können, wären hilfreich.

"Es ist unerträglich, dass sich auch in Deutschland die Gewalterfahrungen für die Frauen fortsetzen", betonte die engagierte Ärztin. In den überfüllten Flüchtlingseinrichtungen gebe es Zwangsprostitution, Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe.

"Frauen und Mädchen haben kaum Möglichkeit, der Gewalt auszuweichen."Hauser kritisierte generell die Einschränkungen bei der medizinischen Versorgung von Asylsuchenden. "Diese Drei-Klassen-Medizin ist nicht nur ethisch erbärmlich, sondern auch wirtschaftlich unsinnig."

Auch die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) forderte spezifische Unterstützungsangebote für traumatisierte und vergewaltigte Frauen. Mit kurzfristiger Hilfe sei es aber nicht getan.

"Welches Konzept haben wir für die Zeit danach?", fragte Steffens. Es sei völlig ungeklärt, wie traumasensible und muttersprachliche Therapien angeboten werden können.

Die Politik sei bei der Lösung solcher Probleme auf die Unterstützung vonseiten der Ärztinnen angewiesen. "Lassen Sie uns an Ihren Ideen teilhaben, alleine werden wir es nicht stemmen", appellierte Steffens an das Publikum.

Ihr Ruf blieb nicht ungehört: Die DÄB-Mitgliederversammlung hat beschlossen, einen Pool mit Ärztinnen einzurichten, die aktiv Hilfe bei der Versorgung von Flüchtlingen leisten wollen - insbesondere für Flüchtlingsfrauen und Familien. (iss)

Mehr zum Thema

Analyse der Bundesagentur für Arbeit

Fachkräftemangel: Pflege und Heilberufe bleiben Hotspots

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

ASCO-Jahrestagung

Brustkrebs-Prävention wird neu gedacht

Häufiges Globusgefühl

Beim „Kloß im Hals“ steckt oft zu viel Spannung im Schlund

Lesetipps
Die Erwartung bei vielen ist hoch, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten vor Erkrankungen schützen bzw. deren Verlauf lindern könnte. Allerdings lassen sich aus Beobachtungsstudien offenbar keine Kausalzusammenhänge ableiten. 

© Ben / stock.adobe.com / generated AI

Gastbeitrag

Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D: Viel hilft nicht immer viel

„Man kann viel tun, aber nicht zum Nulltarif!“, sagt Professor Nicola Buhlinger-Göpfarth zum Thema Hitzeschutz.

© Jens Schicke, Berlin

Interview mit Hausärzteverbands-Chefin

Nicola Buhlinger-Göpfarth: Das sollten Hausarztpraxen in Hitzewellen beachten