Hausärzteverband

Heftige Kritik an Kammer und KBV

Der Hausärzteverband fürchtet eine Degradierung der Allgemeinmedizin - innerhalb der Bundesärztekammer, aber auch im KV-System. Deshalb wolle man das Heft nun selbst in die Hand nehmen, kündigte Verbandschef Ulrich Weigeldt auf der practica in Bad Orb an.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:

BAD ORB. Der Hausärzteverband hat der Bundesärztekammer (BÄK) vorgeworfen, mit der Auflösung der Akademie für Allgemeinmedizin ihre "letzte Kompetenz" in Sachen Allgemeinmedizin" endgültig geopfert zu haben.

Der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt kündigte beim "berufspolitischen Oktoberfest" anlässlich der practica 2015 daher an, das Heft nun "selbst in die Hand zu nehmen" und eine eigene Akademie für Allgemeinmedizin im Hausärzteverband zu gründen.

Hierzu würden alle zuständigen Ansprechpartner aus den Landesärztekammern eingeladen. Man werde es nicht zulassen, dass die Allgemeinmedizin innerhalb der BÄK zu einem untergeordneten Arbeitskreis degradiert werde und damit einen ähnlichen Status wie etwa die Palliativmedizin erhalte.

Niemand kommt ungeschoren davon

Auch Hauptgeschäftsführer Eberhard Mehl schlug in die gleiche Kerbe. Gerade in Zeiten des Hausärztemangels sei es von Seiten der BÄK ein "großer Fehler", die bisherige strukturierte Aufteilung der Akademie in Haus- und Gebietsärzte ohne Not über Bord zu werfen. Auch die Landesärztekammern kamen bei der practica nicht ungeschoren davon.

Nach Ansicht von Kongressleiter Hans-Michael Mühlenfeld sei es völlig unhaltbar, dass in Zukunft in Bremen junge Mediziner als Allgemeinärzte arbeiten dürfen, ohne jemals zuvor eine Praxis eines Allgemeinarztes von innen gesehen zu haben. Die vorgesehene Weiterbildungszeit beim Internisten reiche hierfür bei weitem nicht aus.

Bei Fachärzten wäre der "Aufschrei groß", wenn sich zum Beispiel angehende HNO-Ärzten nicht in einer entsprechenden Facharztpraxis weiterbilden müssten, erklärte Weigeldt unter großem Beifall der practica-Besucher. Für die Allgemeinmedizin werde diese Notwendigkeit der Weiterbildung im eigenen Fach nun wohl zumindest nicht überall mehr gesehen.

Degradierung der Allgemeinmedizin?

Die Degradierung der Allgemeinmedizin wird nach Ansicht von Eberhard Mehl aber auch vom KV-System weiter konsequent betrieben. So lasse zum Beispiel die inzwischen sogar gesetzlich verankerte Parität zwischen Haus- und Fachärzten in den Vertreterversammlungen weiter auf sich warten.

"Die KBV ist eine lahme Ente und nicht mehr handlungsfähig", verkündete Mehl beim berufspolitischen Oktoberfest. So würden die Hausärzte weiter von den Fachärzten dominiert, da die Hausärzte von sich aus allein "nie mehr" wieder eine Mehrheit erlangen können."

 Zudem, so Mehl, "zerreisst das KV-System" immer weiter. Mit den vorhandenen Strukturen sei es künftig weder möglich, die divergierenden Interessen von Haus- und Fachärzten noch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fachärzte untereinander unter einen Hut zu bringen.

Mehl und Weigeldt sehen im "aktuelle Versagen der KV-Politik und der Ärztekammern" nun eine Notwendigkeit mehr, dass die Hausärzte im Bereich der Weiter- und Fortbildung wie auch bei den HZV-Verträgen ihren eigenen Weg konsequent weiter gehen werden und sogar noch ausbauen müssen.

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