Hamburg

Ärger über ambulante Klinik-Behandlungen

In Hamburg suchten im vergangenen Jahr Patienten 529.000 mal den ambulanten Notdienst auf. 316.000 Behandlungsfälle verzeichneten davon die Kliniken.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. Die Kosten für ambulante Notfallbehandlungen in Hamburg laufen aus dem Ruder. Über 22 Millionen Euro kosten die Behandlungen die Kassenärztliche Vereinigung jährlich mit steigender Tendenz.

Rund die Hälfte davon entfallen auf Klinikleistungen. Diese Zahlen nannte KV-Vorstand Dr. Stephan Hofmeister auf der jüngsten Vertreterversammlung in der Hansestadt. Er kündigte Gespräche mit den Kliniken in der Stadt an.

Hintergrund ist ein massives Angebot an Klinik-Notfallambulanzen. 23 solcher Einrichtungen betreiben die Krankenhäuser im Stadtgebiet - deutlich zu viel nach Hofmeisters Einschätzung. "Wir haben Versorgung an jeder Ecke, da brauchen wir nicht auch noch Notfallversorgung an jeder Ecke", sagte Hofmeister.

Er erinnerte daran, dass die Kliniken nicht zu diesem Angebot verpflichtet seien. Ein Rückbau ließe sich nach seiner Ansicht "politisch regeln". Ob Krankenhäuser oder Politik diesem Ansinnen folgen werden, bezweifelte Hofmeister zwar selbst.

Er machte aber auch deutlich, dass "es so nicht weiter gehen kann". Der frühere KV-Chef Dr. Michael Späth erinnerte daran, dass die Situation vor 20 Jahren ähnlich prekär gewesen sei und Kliniken sich Lösungen mit dem Argument, sie könnten Patienten nicht wegschicken, abgelehnt hatten.

Fahrender Notdienst

Die KV in Hamburg hält für die Zeiten nach den Sprechstunden einen fahrenden Notdienst (kostet 8,7 Millionen Euro) und zwei Notfallpraxen (1,6 Millionen Euro) sowie einen pädiatrischen Notdienst (0,6 Millionen Euro) vor.

Insgesamt gab es in 2014 529.000 Behandlungsfälle im ambulanten Notdienst, von denen 316.000 im Krankenhaus stattfanden. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Behandlungsfälle insgesamt um 10.000, beim Besuchsdienst aber war die Zahl rückläufig. In den Kliniken stieg die Zahl der Fälle um 13.000.

Die aus der Versammlung angeregte Alternative, vor jeder Klinik-Notfallambulanz die Patienten mit einer KV-Notfallpraxis "abzufangen", hält Hofmeister aus Kosten- und aus Gründen der Arztressourcen für nicht umsetzbar.

Außerdem will er erreichen, dass die Zahl der Patienten in der Notfallversorgung abnimmt, denn: "Notfallversorgung ist die schlechteste Versorgung für Menschen, die kein Notfall sind."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Abschaltung am 20. Oktober

Bye KV-Connect: KIM übernimmt

Warnung vor Kündigungen

Mehr Geld für die Hamburger Ärzte – aber wenig Optimismus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für überzeugende Bankgespräche

Praxis-Investition geplant? Das gehört in Ihren Businessplan!

Blick in die Zukunft

Alzheimertherapie 2.0: Neue Strategien gegen Beta-Amyloid

Lesetipps
Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?

Ein junges Mädchen das von einer Krankenschwester auf der Intensivstation versorgt wird.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Familie miteinbeziehen

Delir bei Kleinkindern: Von Risikofaktoren bis zur Diagnose

Ein Hausarzt hört die Brust seines Patienten mit einem Stethoskop ab.

© eyetronic / stock.adobe.com

Studie in Hausarztpraxen

Welche Herzgeräusche geben Anlass zur Besorgnis?