KV Saarland

Hauptmann will bleiben

Gunter Hauptmann, KV-Chef im Saarland, will bis 2022 weitermachen. Das sorgt nicht nur für Wohlwollen.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Der saarländische KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann peilt einen neuen Rekord an: Wenn die bis zum 27. Juni laufende KV-Wahl für ihn keine bösen Überraschungen bringt, will er nach dem Sommer zum dritten Mal als KV-Vorsitzender antreten - und bis zum Jahr 2022 weitermachen.

Bleibt er wirklich bis dahin an der Saar, wären das 18 Jahre Amtszeit. Solange hat es bisher niemand an der KV-Spitze ausgehalten.

Dabei hatte der Gynäkologe Hauptmann das Spitzenamt an der Saar 2005 nur als Seiteneinsteiger übernommen. "Ich bin damals überfahren worden", sagte er jetzt der "Ärzte Zeitung".

"Ich wusste noch nicht, was da alles auf mich zukommt". Seitdem hat er viel Anerkennung bekommen und wurde das letzte Mal fast einstimmig im Amt bestätigt.

Bundesweite Schlagzeilen

Bei der KBV war er 2014 zwischenzeitlich als neuer Chef im Gespräch. Und zuletzt sorgte er bundesweit für Schlagzeilen als er mit einem Modellversuch im Saarland, der "Dringlichen Überweisung", die bei den Ärzten ungeliebten Terminservicestellen noch verhindern wollte.

An der KV-Basis kann Hauptmann mit ordentlichen Zahlen aufwarten: Die Honorare stiegen in den vergangenen Jahren jeweils um rund drei Prozent, der Umsatz je Arzt liegt inzwischen fast im Bundes-Durchschnitt.

Die Aufregung vergangener Jahre mit kräftigen Aufs und Abs ist längst vorbei.Hauptmann sagte daher selbstbewusst: "Wir garantieren stabile Einkommen".

Das Teamwork mit seinem Vize, dem Allgemeinmediziner Dr. Joachim Meiser, funktioniert. Es auch mal Krach, räumt Hauptmann ein. "Aber immer nur intern, nie nach außen". Hauptmann und Meiser, beide Jahrgang 1956, wollen noch eine Amtszeit dranhängen und dann 2022, mit 66 Jahren, in Rente gehen.

Für ihre letzte Amtszeit haben sich die beiden noch einiges vorgenommen: Die Stichwörter sind Geriatrie, Palliativmedizin und die noch immer unbefriedigende Versorgung der Patienten in den über 150 saarländischen Pflegeeinrichtungen.

"Keine Revolution nötig"

Opposition haben Hauptmann und Meiser in den vergangenen Jahren im KV-Parlament kaum gespürt. Hauptmann kommt aus der stärksten Fraktion, dem "Facharztforum", Meiser war früher Vorsitzender des Hausärzteverbandes an der Saar.

"Die Arbeit, die die beiden gemacht haben, ist gut", meint zum Beispiel Dr. Michael Kulas, der seit 2013 Chef des Saar-Hausärzteverbandes ist.

Er fügt aber hinzu: "Wir wollen auch, dass die beiden so engagiert bleiben". So sei die in den vergangenen Jahren umgesetzte Notdienstreform mit größeren Bezirken und dafür weniger Diensten eine "gute Sache". Man könne an kleinen Stellschrauben aber noch "nachjustieren".

Auch Dr. Eckart Rolshoven, Vorstandsmitglied der Saar-Ärztekammer, sagt: "Bei uns ist keine Revolution nötig". Sorge bereitet ihm trotz aller Werbe-Bemühungen weiter der Nachwuchs-Mangel bei Hausärzten.

"So toll finden wir das alles nicht, denn an der Ärzte-Basis ist der Groll groß", meint dagegen der Sprecher der Liste "Freie Ärzte", Thomas Kajdi. Kajdi gilt seit Jahren als heimlicher Oppositionsführer im KV-Parlament. Er hatte zuletzt vor allem gegen die Einführung der Online-Abrechnung bei der KV mobilgemacht.

Kajdi spricht von "unnötiger KV-Safenet-Zwangsvernetzung" und fordert freiwillige Lösungen. Auch sei durch die sogenannte "1-Click-Abrechnung" nichts einfacher geworden. Kajdis Fazit: "Statt einem Klick sind es jetzt 1000 Klicks."

Dass Hauptmann und Meiser in der KV-Vertreterversammlung bislang wenig Gegenwind bekamen, liegt möglicherweise auch an ihrem Führungsstil.

Diskussionen im Luxushotel

Viele Diskussionen finden inzwischen nicht mehr in der Vertreterversammlung statt, sondern auf Klausurtagungen fernab von Saarbrücken in einem Luxushotel nahe Luxemburg. Thomas Kajdi fordert daher: "Wir brauchen keine Wochenend-Workshops in teuren Hotels". Dafür könne man das eigene KV-Gebäude nutzen.

In das neue Gebäude am Saarbrücker Hauptbahnhof war die KV 2012 eingezogen. Dort arbeiten derzeit rund 150 Mitarbeiter.Der Umzug war lange diskutiert worden. Heute sagen Hauptmann und Meiser: "Wir würden es genauso wieder machen".

Beide loben das Arbeitsklima im neuen Haus: Man habe flexible Arbeitszeiten eingeführt, ein Gesundheits-Management, mache Mitarbeiterfeste. Dass es keinen Betriebsrat mehr gebe - daran sei nicht die KV-Führung Schuld.

Obwohl Hauptmann, 1956 in Regensburg geboren, schon mit 20 ins Saarland kam, wird an der KV-Basis immer noch gemunkelt: "Der geht noch mal weg - zur KBV nach Berlin". Ganz ausschließen mag Hauptmann das auch jetzt noch nicht - "je nachdem, wie die Entwicklung bei der KBV weitergeht".

Im vergangenen Jahr hatte er dafür gesorgt, dass seine KV der "Freien Allianz der Länder-KVen" (FALK) beitrat, die mit dem Kurs der KBV nicht einverstanden ist. Immer wieder hat er gefordert, die Bundesvereinigung müsse die Länder mehr im Blick haben.

"Die KBV muss wissen, wie eine KV fühlt und wie es vor Ort zugeht", sagt er.

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