Kommentar

Weckruf an Politik und Gesellschaft

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Wenn fast vier von zehn Europäern zumindest gelegentlich ernsthafte psychische Probleme haben, wie die neue europaweite Analyse nahe legt, so ist es nicht unbedingt das Ausmaß, das erschreckt - die Zahl hängt schließlich davon ab, welche Diagnosen man berücksichtigt und was man als relevant beurteilt.

Viel dramatischer ist die Tatsache, dass psychische Krankheiten mit Abstand am meisten gesunde Lebensjahre kosten, oder anders formuliert: das meiste Leid verursachen.

Diese Erkenntnis ist bei weitem noch nicht in der Gesellschaft angekommen. Es dominiert nach wie vor das Bild vom Neurotiker, der nach eine paar Stunden auf der Couch wieder geheilt nach Hause geht. Völlig fremd ist den meisten die Vorstellung vom chronisch Depressiven, der zeitlebens ärztlichen Beistand braucht.

Das verzerrte Bild spiegelt sich in Medienberichten wider, die glauben lassen, mit noch mehr Psychotherapie ließe sich die Situation verbessern, es kommt in der ambulanten Versorgung zum Ausdruck, in der sich bereits 18 000 Psychotherapeuten in Deutschland um die leicht Kranken, aber nur 5000 Nervenärzte und Psychiater um die chronisch Kranken kümmern. Die neue Studie könnte ein Weckruf sein, daran etwas zu ändern.

Lesen Sie dazu auch: Jeder dritte Europäer hat ernste psychische Probleme

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