World Health Summit

Gesundheit für alle – Antworten auf die Krise

Die Wirtschaftskrise ist auch ein Stimulus, Gesundheitssysteme zu reformieren, hieß es beim World Health Summit.

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BERLIN. Zugang zur Gesundheitsversorgung, Bildung und bessere Datenerhebung sind in Zeiten wirtschaftlicher Notlagen wichtiger denn je. Zu diesem Fazit kamen die rund 1000 Teilnehmer aus mehr als 80 Ländern beim World Health Summit (WHS) in Berlin.

Ob Portugal, Griechenland oder Irland, alle von der Krise hart getroffenen Länder müssen Umstrukturierungen auch innerhalb ihrer Gesundheitssysteme vornehmen. "Die Verknappungen sehen wir aber auch als Chance, unser System effizienter zu gestalten", so Laura Mc Garrigle, Generalkonsulin vom Irischen Gesundheitsministerium am Rande des WHS.

Mehrwert einer Leistung zählt

Den Spagat aus knapperen finanziellen Mitteln und einer steigenden Nachfrage der Bevölkerung hinzubekommen sei nicht leicht, aber möglich, betonte Farhad Riahi von der Novartis International AG, Schweiz. "Am Anfang jeder Reform muss die Frage stehen: Welche Leistungen bietet ein System an, die keinen Mehrwert bringen?" So würden beispielsweise für Patienten mit chronischen Erkrankungen, die einen Großteil der Krankheitslast weltweit ausmachen, vielfach entweder überflüssige Leistungen angeboten oder es mangele an Prävention. Beides ziehe hohe Kosten nach sich, sagte Riahi.

Grundsätzlich, betonte Rifat Atun, Professor für internationales Gesundheitsmanagement von der Imperial College Business School in Großbritannien, wirke sich die Wirtschaftskrise unterschiedlich auf die Länder aus.

In der EU seien vielerorts Ausgaben im Gesundheitswesen zurückgegangen, einige Länder Lateinamerikas dagegen investierten zielgerichteter als zuvor. In Asien steige der Anteil am BIP, den Ausgaben für Gesundheit ausmachen, langsam, sagte Atun.

Viele afrikanische Länder litten hingegen darunter, von Geberorganisationen aus der EU und den USA weniger Unterstützung zu erhalten, so Hanny-Sherry Ayittey, Gesundheitsministerin aus Ghana.

Reformer benötigen valide Daten

Um die richtigen Reformschritte zu unternehmen, spiele auch Datenerhebung und -überwachung eine zentrale Rolle, sagte Helmut Brand, Direktor des Fachbereichs Internationale Gesundheit an der Maastricht University, Niederlande. "Im Moment kommen die Daten fünf Jahre zu spät, es fehlen uns Informationen."

Mehr in Forschung zu investieren, um schneller Daten zu erhalten, ist in Zeiten wirtschaftlicher Krisen für viele Länder nicht leicht, ergänzte Michael Klag, Dekan an der John-Hopkins Bloomberg School of Public Health." Je höher das BIP eines Landes, desto mehr investiert es auch in Forschung und Entwicklung", so Klag.

Immerhin: Zwischen 1996 und 2009 sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung weltweit gestiegen. Am meisten geben noch immer die Amerikaner aus, gefolgt von den Asiaten - allen voran China und Südkorea - und den Europäern.

Für wichtig hielten die Teilnehmer des Kongresses, vor allem in wirtschaftlich härteren Zeiten, den Zugang aller Menschen zur Gesundheitsversorgung. "Ein Krankenversicherungsschutz für alle Menschen auf der Welt stellt sicher, dass Gesundheit weltweit als Menschenrecht verstanden wird", sagte Jeanette Vega, Geschäftsleiterin der US Rockefeller Stiftung.

Nur durch einen Krankenversicherungsschutz für alle Menschen sei nachhaltige Entwicklung möglich.Gipfelpräsident John Wong von der National University Singapurs verwies auf eine weitere Erkenntnis, um Weltgesundheit voranzutreiben: Bildung. Denn 40 Prozent aller vermeidbaren Todesfälle sind auf falsches Gesundheitsverhalten zurückzuführen. (mam)

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