Frankreich

Maulkorb für 92-jährigen Arzt

Veröffentlicht:

PARIS. Mit 64 Berufsjahren gilt der 92-jährige Dr. François Le Men als der älteste berufstätige Arzt Frankreichs.

Der seit 1949 in der nördlichen Bretagne niedergelassene Landarzt erinnert sich gerne an seine früheren Jahre und sieht die aktuelle Entwicklung seiner Berufsgruppe eher kritisch: seiner Meinung nach leidet die Ärzteschaft trotz Spitzenleistungen an mangelhafter Organisation, und wird weder von der Kammer noch von den Verbänden richtig vertreten.

Als er vor einigen Monaten dem "Le Quotidien du Médecin" ein Interview über seine langjährigen Erfahrungen gab, dachte er noch, dass er seine Meinung kritisch äußern könnte. Dazu gab er an, dass er, genau wie alle Ärzte der Welt, manchmal Therapiefehler begangen hatte.

Kurz danach wurde er vom Präsidenten der bretonischen Ärztekammer schriftlich angewiesen, nie wieder mit Journalisten zu sprechen. Seine Äußerungen schadeten dem Bild der Ärzteschaft. Bei Wiederholung drohte die Kammer mit Sanktionen, bis zur Zwangspensionierung.

Eigentlich dürfen niedergelassene Ärzte in Frankreich unbegrenzt weiter arbeiten. Ein paar Monate lang hielt Dr. Le Men sein Schweigen, bis er Journalisten den Mahnbrief zeigte. Seitdem rollt eine Solidaritätswelle über Frankreich. (ddb)

Mehr zum Thema

National Cancer Patient Survey

Großbritannien: Zu wenig Zeit für Krebspatienten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Nierenkomplikationen

DOAK von Vorteil bei Vorhofflimmern und Niereninsuffizienz

Lesetipps
Das Maximum in Europa für die Facharztweiterbildung seien fünf Jahre, das Minimum drei Jahre. „Nur so als Überlegung, ob und wo man reduzieren könnte“, sagte Prof. Henrik Herrmann (links), der zusammen mit Dr. Johannes Albert Gehle (rechts) den Vorsitz der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer innehat.

Beschluss des 128. Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden