Volle Praxen

Briten gehen direkt in die Notaufnahme

In Großbritannien wird es immer schwieriger für Patienten, einen Termin beim Hausarzt zu bekommen. Deswegen strömen die Patienten zunehmend direkt in die Kliniken.

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LONDON. Millionen Hausarztpatienten in Großbritannien meiden Primärarztpraxen und gehen direkt in die Notaufnahmen der Krankenhäuser, weil sie beim Hausarzt keinen Termin bekommen. Britische Ärzteverbände schlagen Alarm und sprechen von einer "nationalen Schande".

Grund für die Entwicklung ist ein Mangel an Hausärzten in weiten Landesteilen. Besonders an Sonn- und Feiertagen sei es "vielerorts unmöglich", einen Hausarzt beziehungsweise dessen Vertretung zu kontaktieren, stellen Mitarbeiter des Imperial College London in einem Gutachten fest.

Dem Gutachten zufolge entfällt inzwischen jeder vierte Besuch in einer staatlichen Krankenhaus-Notaufnahme auf einen Hausarztpatienten, der eigentlich primärärztlich versorgt werden könnte. Für die NHS-Notfallmedizin bedeutet das, dass es auch hier Versorgungsengpässe gibt.

Wartezeiten von sechs Stunden und länger in einer Notaufnahme sind besonders abends und an Wochenenden und Feiertagen keine Ausnahme. Das deckt sich mit neuen Untersuchungen des College of Emergency Medicine (CEM). Laut CEM-Sprecher Dr. Clifford Mann könnten "täglich Tausende" Besucher in den staatlichen Unfall- und Notfallstationen "besser von Hausärzten versorgt" werden.

Britische Ärzteverbände sprechen von einem Versorgungsnotstand: "Die Tatsache, dass es bei Bedarf unmöglich ist, einen Hausarzt zu konsultieren, ist alarmierend", sagte ein Sprecher der British Medical Association (BMA) der "Ärzte Zeitung" in London.

Die BMA wies darauf hin, dass rund 90 Prozent aller Patientenkontakte im NHS über Hausärzte abgewickelt werden. Zugleich entfielen "weniger als zehn Prozent" des britischen Gesundheitsetats auf die Primärmedizin.

"Immer mehr Hausärzte arbeiten elf Stunden täglich oder noch länger und haben bis zu 60 Patientenkonsultationen am Tag", so die BMA. (ast)

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