Österreich

Reform der Ausbildung auf dem Prüfstand

Wie funktioniert in Österreich die neunmonatige ärztliche Basisausbildung, die Bestandteil der Ausbildungsreform gewesen ist?

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WIEN. Seit etwas mehr als einem Jahr ist in Österreich die neue Ärzteausbildung in Kraft. Sowohl für angehende Allgemeinmediziner als auch für künftige Fachärzte ist zu Beginn jeder ärztlichen Tätigkeit eine neunmonatige Basisausbildung verpflichtend.

Diese Zeit soll dem Erwerb klinischer Basiskompetenzen in konservativen und chirurgischen Fächern sowie im Bereich der Notfallmedizin dienen.

"Bedside Teaching" mit Defiziten

Inzwischen haben mehr als 400 angehende Mediziner die Basisausbildung im Spital abgeschlossen. Die Bundeskurie Angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK)hat die Erfahrungen der Jungmediziner in einer repräsentativen Umfrage erheben lassen.

Verbesserungspotenzial gebe es vor allem in der Umsetzung eines konkreten Ausbildungskonzepts, beim sogenannten Bedside Teaching sowie in der Übernahme von Tätigkeiten in Diagnostik und Therapie, erläuterte der Obmann der Bundessektion Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, in einer Mitteilung.

Insgesamt hätten von Juli bis November dieses Jahres 223 angehende Ärztinnen und Ärzte an der Online-Befragung teilgenommen. Abgefragt habe man unter anderem auch, welche beruflichen Ziele der medizinische Nachwuchs anstrebe.

"37 Prozent der Befragten wollen die Ausbildung zum Allgemeinmediziner in Angriff nehmen, 60 Prozent haben eine fachärztliche Ausbildung begonnen", so Kornhäusl.

Wichtig sei in diesem Zusammenhang die Finanzierung der verpflichtenden Lehrpraxis. "Jene Kollegen, die sich für die Allgemeinmedizin entschieden haben, müssen am Ende ihrer praktischen Ausbildung mindestens sechs Monate in einer Lehrpraxis absolvieren.

Solange die Finanzierung nicht zu 100 Prozent gesichert ist, steht dieser wichtige Abschnitt der Ausbildung jedoch auf äußerst wackeligen Beinen", kritisierte Kornhäusl. Dabei komme die Lehrpraxis sehr gut an, wie frühere Befragungen gezeigt hätten.

"Bessere Sekretärinnen"

Aus den insgesamt 223 im Rahmen der Umfrage zurückgesendeten Bewertungen ließen sich Stärken und Verbesserungspotenziale der Basisausbildung ableiten.

"Die Teilnahme an Visiten etwa wurde vom Großteil der Befragten positiv beurteilt, ebenso die Einhaltung der Arbeitszeitbestimmungen nach Nacht- und Wochenenddiensten", betonte Kornhäusl. Viele Befragte hätten allerdings angegeben, als Systemerhalter oder "bessere Sekretärinnen" eingesetzt zu werden.

Auch häufige Stations- und Abteilungswechsel seien negativ beurteilt worden. "Wer an mehr als fünf Abteilungen war, empfand das als belastend und dem Lernerfolg nicht zuträglich", stellte Kornhäusl fest. (eb)

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