Europäische Arzneimittelbehörde
Berlin will Hut in den Ring werfen
Hat Berlin eine Chance, im Zuge des Brexit neuer Sitz der europäischen Arzneimittelbehörde EMA zu werden? Die Konkurrenz ist groß.
Veröffentlicht:BERLIN. Berlin will sich um den Sitz der europäischen Arzneimittel-Agentur EMA bewerben. Das berichtet die "Berliner Morgenpost" in ihrer Sonntagsausgabe. Demnach beabsichtigt Oberbürgermeister Michael Müller (SPD), ein Bewerbungsschreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel zu schicken.
Vakant wird der EMA-Sitz durch den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Seit ihrer Gründung 1993 ist die EMA (bis 2009 "EMEA") in London ansässig.
Starke Konkurrenz für Berlin
Wie die Zeitung weiter berichtet, könnte der Europäische Rat bereits im Sommer dieses Jahres über den neuen Standort der Behörde beschließen. Berlin sehe sich bei seiner Bewerbung allerdings starker Konkurrenz ausgesetzt. Auch Wien, Stockholm, Dublin und Madrid hätten bereits Interesse geäußert, die EMA zu sich zu holen.
Unmittelbar vor dem Brexit-Votum hatte der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) vorgeschlagen, die EMA nach Bonn zu holen, falls der Standort London ausfällt. Diese Idee ist zwischenzeitlich offenbar weiter gereift. Laut "Morgenpost" unterstützt auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, dessen Wahlkreis Rhein-Neuss in der Nähe der einstigen Bundeshauptstadt liegt, den Vorschlag Bonn.
Frankfurt könnte Berlin ausbremsen
Doch auch das Interesse Frankfurts an einem Umzug der Europäischen Bankenaufsicht in die Mainmetropole könnte Berlin einen Strich durch die Rechnung machen, da ein Wechsel gleich zweier EU-Behörden nach Deutschland höchstwahrscheinlich Widerstand bei anderen EU-Mitgliedern provoziert.
Die EMA ist für die zentrale Zulassung sowie für die Überwachung von Human- und Tierarzneimitteln zuständig. Bestimmte neue Produkte wie unter anderem rekombinante Wirkstoffe, Orphan Drugs, Krebs- und HIV- Mittel oder Antidiabetikamüssen das zentrale Zulassungsverfahren absolvieren.Die Behörde spricht jedoch lediglich Zulassungsempfehlungen aus. Die eigentliche Zulassung erfolgt durch die EU-Kommission. (cw)