Studie zeigt auf

Im EU-Vergleich schneidet Deutschland sehr gut ab

Umfangreicher Leistungskatalog, niedrige Zugangshürden: Eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV sieht das deutsche Gesundheitswesen weit vorn.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Das WIP hat die EU-Gesundheitssysteme untersucht. Für Deutschland fällt die Diagnose erfreulich aus.

Das WIP hat die EU-Gesundheitssysteme untersucht. Für Deutschland fällt die Diagnose erfreulich aus.

© japhoto/Fotolia.com

KÖLN. Das deutsche Gesundheitssystem braucht sich im europäischen Vergleich nicht zu verstecken. Es ist geprägt durch die freie Arztwahl, geringe Wartezeiten, den problemlosen Zugang zu ärztlichen Leistungen und Innovationen sowie moderate Eigenbeteiligungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherer (WIP). Es sieht das duale Krankenversicherungssystem als einen der Gründe für das hohe Versorgungsniveau in Deutschland. "Insgesamt ist festzustellen, dass das deutsche duale Krankenversicherungssystem im internationalen Vergleich über einen der umfassendsten Leistungskataloge verfügt – sei es im Krankheitsfall oder bei Schwanger- und Mutterschaft", schreibt Autorin Verena Finkenstädt in der Studie, die sich vor allem auf Daten des Commonwealth Fund und der OECD stützt.

Zwei parallele Absicherungssysteme

In die Untersuchung "Zugangshürden in der Gesundheitsversorgung. Ein europäischer Überblick" sind 23 Länder einbezogen, die sowohl Mitgliedsländer der OECD als auch der EU oder der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA sind. Wegen seiner gegenwärtigen Sondersituation bleibt Griechenland außen vor.

Deutschland ist das einzige der Länder mit einer Pflicht zur Versicherung für alle Bürger und mit zwei parallelen Systemen zur Absicherung der Krankheitskosten für relevante Teile der Bevölkerung, so Finkenstädt. Nach den untersuchten Daten verfügt das hiesige System über einen der umfangreichsten Leistungskataloge und gleichzeitig über geringe Zugangshürden. Ein Beleg sind die Daten des Commonwealth Fund für die Wartezeiten auf einen Termin beim Hausarzt. In Deutschland erhalten danach 76 Prozent der Patienten am selben oder am nächsten Tag einen Termin, in den Niederlanden sind es 63 Prozent, in Schweden 58 Prozent und in Großbritannien 52 Prozent.

Bereits 2013 hatte das WIP einen internationalen Vergleich der Gesundheitssysteme erstellt. "Seitdem haben sich die Zugangshürden zur Gesundheitsversorgung zum Teil in anderen Ländern noch verschärft", sagt Finkenstädtder "Ärzte Zeitung". Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, in denen sich in diesem Zeitraum die Belastung durch Zuzahlungen nicht erhöht hat. "Was die Wartezeiten betrifft, steht Deutschland noch besser da als 2013", betont sie.

Als einen großen Vorteil des hiesigen Gesundheitswesens sieht sie auch die Tatsache, dass es keine Parallelität zwischen dem öffentlichen Sektor und dem privaten Sektor gibt, sondern dass gesetzlich und privat versicherte Patienten in einem gemeinsamen Versorgungssystem behandelt werden.

Munition für den Wahlkampf

Es ist wohl kein Zufall, dass die aktuelle WIP-Untersuchung und die Vorgängerin aus dem Jahr 2013 jeweils passend vor entscheidenden politischen Wahlen veröffentlicht wurden. Der Vergleich mit der Situation im Ausland soll den Verfechtern des dualen Systems von GKV und PKV Argumente gegen die Bürgerversicherung oder andere Formen eines Einheitssystems an die Hand geben, das die Existenz der PKV gefährden würde. Finkenstädts Fazit in ihrer Studie: "Der in dieser Arbeit vorgenommene Vergleich der europäischen Gesundheitssysteme zeigt damit, dass Einheitssysteme keine besseren, sondern gerade für einkommensschwache Bevölkerungsschichten einen schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung bieten als das gewachsene duale Gesundheitssystem in Deutschland."

23

Länder

aus der EU hat das Wissenschaftliche Institut der PKV in den Vergleich der Gesundheitssysteme einbezogen.

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