Outsourcing

Das ist mehr als nur Kostensenkung

Qualität in ausgelagerten Bereichen zu sichern - das sehen viele Kliniken beim Thema Outsourcing als vordringliche Aufgabe an. Kostenersparnis verliert aus ihrer Sicht an Bedeutung.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

KÖLN. Das Outsourcing von Leistungsbereichen erfährt im Krankenhaus einen Bedeutungswandel. Während die Maßnahme bislang vor allem in Krisensituationen als Mittel der Kostensenkung galt, spielen für die Kliniken langsam strategische Aspekte eine stärkere Rolle. Das ist die Einschätzung von Dr. Matthias Bracht, Geschäftsführer Medizin im Klinikum Region Hannover.

"Jetzt geht es um die Frage: Wer hat die Kompetenz, wer kann es besser?" sagte Bracht auf dem "Gesundheitskongress des Westens 2016" in Köln. Er bewertet die Entwicklung als positiv, da qualitative Gründe eine größere Rolle spielen als Kostengründe. "Dadurch gibt es einen verstärkten Wettbewerb um die innovativste Lösung."

Wichtig ist für Bracht, dass die Kliniken genau prüfen, was sie gut selbst machen können und was sie besser an Partner auslagern. Das seien individuelle Entscheidungen, es lasse sich nicht generell sagen, welche Bereiche sich für das Outsourcing eignen und welche nicht. Entscheidend für den Erfolg sei, dass sich Auftraggeber und Dienstleister auf Augenhöhe begegnen und die Qualität der Leistungen gewährleistet ist. "Dann ist es auch egal, um welche Prozesse es geht", sagte der Klinik-Geschäftsführer. Auch der medizinische Bereich müsse dann nicht ausgeklammert werden.

Auch Dr. Klaus Steinmeyer-Bauer, Mitglied der Geschäftsleitung des Klinikdienstleisters Vamed, sieht das Outsourcing als strategischen Prozess. Der Maßnahme werde häufig vorgeworfen, sie diene dem Unterlaufen der Tarifbindung oder der Verbilligung von Prozessen. Alle Träger, die beim Outsourcing ausschließlich auf diese Aspekte abgezielt haben, seien aber gescheitert, betonte er. "Ich erhalte den Benefit des Outsourcings nicht über ein neues Tarifgefüge, sondern über die Effizienz der Prozesse", sagte Steinmeyer-Bauer. Der Aufbau einer Zentralen Sterilgutversorgungsabteilung durch einen Dienstleister zum Beispiel könne mit einem Know-how-Transfer verbunden sein, so dass die Klinik den Bereich später selbst übernehmen kann. "Das Insourcing muss kein Indikator dafür sein, dass der Outsourcing-Prozess schief gelaufen ist", betonte der Manager.

In der Vergangenheit hätten Krankenhäuser die Auslagerung von Leistungen nicht genügend durchdacht, glaubt Dr. Andreas Weigand, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Krankenhausinstituts. Sie hätten sich zu wenig Gedanken darüber gemacht, wie sie die Qualität in den ausgelagerten Bereichen sichern konnten. Aber wenn etwas schief laufe, falle es schließlich dem Krankenhaus auf die Füße, sagte er.

"Wenn ein Krankenhaus Leistungen nach außen gibt, muss es Wege finden, einen hohen Qualitätsstandard zu halten", betonte Weigand. Ein mögliches Vorgehen: Ist die Pathologie outgesourct, kann die Klinik Stichproben durch einen zweiten Pathologen beurteilen lassen. Ähnliches sei bei radiologischen Befundungen vorstellbar.

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