Beschneidung

Warnung vor einem Brauchtum

Die Debatte um religiöse Beschneidungen von Jungen bleibt angespannt: Während sich Juden zunehmend als "Kinderquäler" abgestempelt sehen, warnen Ärzte vor der Zirkumzision.

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Kinderschützer Sadeh: Debatte über Beschneidung nicht mit Holocaust vermischen.

Kinderschützer Sadeh: Debatte über Beschneidung nicht mit Holocaust vermischen.

© Hannibal / dpa

BERLIN (dpa). Ärzte und Menschenrechtsorganisationen haben vor den Folgen der Beschneidung bei jüdischen und muslimischen Jungen gewarnt und Aufklärung über die Folgen des Brauchs gefordert.

Die Entfernung der Vorhaut am Penis von Neugeborenen könne erhebliche körperliche und psychische Schäden haben, sagte Dr. Ulrich Fegeler, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), am Mittwoch in Berlin.

Der Schnitt sei mit erheblichen Schmerzen verbunden. Vorhautamputationen seien ein schwerwiegender Eingriff, sagte der Vorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Georg Ehrmann.

Mit einer Petition an den Bundestag will die Initiative ein Gesetz zur Legalisierung der Beschneidung stoppen. Sachverständige und Vertreter von Religionsgemeinschaften sollten zunächst darüber diskutieren, was für das Kindeswohl am Besten sei.

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat für die kommenden Wochen einen entsprechenden Gesetzesentwurf angekündigt, nachdem sich das Parlament vor einigen Wochen für eine solches Gesetz ausgesprochen hatte.

Auslöser des Streits ist ein Urteil des Landgerichts Köln. Die Richter hatten die Entfernung der Vorhaut bei Neugeborenen und Kleinkindern als Eingriff in die körperliche Unversehrtheit gewertet.

Das Urteil, das für andere Gerichte nicht bindend ist, hatte erhebliche Unruhe unter Juden und Muslimen ausgelöst.

Der Israeli Eran Sadeh, Gründer der Kinderschutzorganisation "Protect the Children", meinte am Mittwoch, das Leiden der Juden im Holocaust dürfe keine Begründung dafür sein, die Debatte über die Beschneidung zu unterdrücken.

Sadeh berichtete von eigenen traumatischen Erfahrungen mit der Beschneidung.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, wiederum hatte erklärt, er empfinde es als unerträglich, dass man Juden als Kinderquäler abstempele und jüdisches Leben als ein Stück weit als illegitim dargestellt werde.

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