Flüchtlingsversorgung

Vivantes und Charité noch stärker eingebunden

Berlin reagiert auf die Kritik an der katastrophalen medizinischen Versorgung der Flüchtlinge und holt dafür die beiden kommunalen Krankenhäuser Vivantes und Charité ins Boot.

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BERLIN. Das Uniklinikum übernimmt seit dieser Woche die medizinische Betreuung der ankommenden Flüchtlinge auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der Turmstraße. Darum hatten einer Mitteilung zufolge Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) und das Lageso die Charité gebeten.

Sie wird nun die ärztliche Versorgung der Kinder und Erwachsenen, die bisher von freiwilligen Helfern erbracht wurde, koordinieren und stärken. Dafür wurde kurzfristig in der ehemaligen Medianklinik auf dem Lageso-Gelände Platz geschaffen.

Die Charité kümmert sich derzeit auch um die medizinische Basisversorgung in drei weiteren Einrichtungen und bietet ferner psychologisch-psychiatrische Sprechstunden für Traumatisierte an.

Hauptamtliche Arbeit von Ärzten und Pflegern

Um das Uniklinikum zu entlasten, übernimmt ab kommender Woche Vivantes die medizinische Betreuung in der Erstaufnahme in der Spandauer Schmidt-Knobelsdorf-Straße. Vivantes wird außerdem in Kooperation mit der Charité Facility Management GmbH weiterhin für die Essensausgaben in drei Flüchtlingsunterkünften sorgen.

Die Arbeit der Ärzte und Pfleger von Vivantes und Charité wird hauptamtlich erfolgen. Das heißt, dass das Engagement der Mitarbeiter als Dienstzeiten angerechnet und entsprechend bezahlt wird. Wie hoch die Kosten sein werden, das sei noch nicht abzuschätzen, sagt eine Sprecherin von Vivantes.

Derzeit befinde sich der Konzern noch in der Analyse- und Abstimmungsphase. Man sei aber in Verhandlungen mit der zuständigen Senatsverwaltung, um eine Übernahme der Kosten durch das Land zu erreichen.

Auch die Charité erklärt auf Anfrage, dass sie davon ausgeht, "dass die zuständigen Stellen den Aufwand der Charité mittelfristig ausgleichen". So lange, betonen die beiden landeseigenen Krankenhausunternehmen, gingen sie in Vorleistungen, da die Sicherstellung der Versorgung im Mittelpunkt stehe.

Einem Medienbericht zufolge ist vertraglich vereinbart, dass das Lageso den täglichen Einsatz von zwei bis drei Ärzten bezahlt.

Der Marburger Bund Berlin fordert unterdessen, die medizinische Versorgung der Flüchtlinge in der Hauptstadt durch hauptamtliche Ärzte weiter zu stärken. So müsse vor allem der bisher vernachlässigte und unterfinanzierte öffentliche Gesundheitsdienst wieder gestärkt werden, sagte Peter Bobbert, der Vorsitzende des Landesverbands Berlin-Brandenburg. (juk)

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