QuATRo

Instrumente der Qualitätsmessung nutzen

Mit der Teilnahme am Qualitätsprojekt QuATRo können künftig noch mehr niedergelassene Ärzte die Ergebnisse ihrer Arbeit messen. Seit einigen Jahren arbeiten Arztnetze und AOKs in mehreren Bundesländern erfolgreich mit QuATRo. Nun wird es auf weitere Regionen ausgeweitet.

Von Taina Ebert-Rall Veröffentlicht:
Über ein Datencockpit stehen Ärzten auf einen Blick die für sie relevanten Qualitätsdaten bereit.

Über ein Datencockpit stehen Ärzten auf einen Blick die für sie relevanten Qualitätsdaten bereit.

© Rawf8 / Fotolia.com

BERLIN. Das Projekt "Qualität in Arztnetzen – Transparenz mit Routinedaten" (QuATRo) zielt darauf ab, standardisierte Qualitätsberichte für die Messung der Qualität in der ambulanten Versorgung zu etablieren.

Zunächst wurde QuATRo ausschließlich aggregiert auf der Ebene von Arztnetzen genutzt, seit einem Jahr setzen es die Arztnetze aber auch in den beteiligten Einzelpraxen ein. Ziel der AOK und der beteiligten Arztnetze ist es, die Qualität der Versorgung zu messen und systematisch zu verbessern.

Das funktioniert anhand von routinedatenbasierten Qualitätsindikatoren. In Arztnetzen werden die Ergebnisse mit anderen Netzen und der Versorgungsqualität in der jeweiligen Region verglichen. Eine datengestützte Analyse ermöglicht es, Optimierungspotenzial zu finden, das den Teilnehmern systematisch zurückgemeldet wird.

Thüringen und Sachsen neu dabei

Bislang profitierten davon vor allem Netze in den Gebieten der AOKs Bayern, Nordost und Rheinland/Hamburg. Rund 760 Hausärzte und circa 640 Fachärzte waren im vorigen Jahr in den beteiligten Netzen zusammengeschlossen. Das größte der teilnehmenden Netze betreut fast 20.000 eingeschriebene AOK-Versicherte.

Seit 2017 nimmt nun aber auch die AOK PLUS an dem Projekt teil – mit ihrer Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) in Thüringen und einer Qualitätspartnerschaft zum Leipziger Gesundheitsnetz. Hier ist nach Angaben von Birgit Brand, Bereichsleiterin der Versorgungsentwicklung der AOK PLUS, im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung die Etablierung von Qualitätsberichten für folgende Zielgruppen geplant:

- Qualitätsberichte für einzelne Qualitätszirkel, um die Arbeit zu unterstützen und aufzuwerten;

- Qualitätsberichte für einzelne Arztpraxen, um Hausärzte über die aktuelle Versorgungssituation der Patienten im HzV-Vertrag zu informieren;

- Qualitätsberichte für den gesamten HzV-Vertrag in Thüringen, um neue Handlungsfelder zu identifizieren und den Vertrag weiterzuentwickeln.

Bericht für jede Praxis

Dem Leipziger Gesundheitsnetz (LG) stellt die AOK PLUS im Rahmen einer Qualitätspartnerschaft einen aggregierten QuATRo-Qualitätsbericht mit Auswertungen für das Netz zur Verfügung. Mittels der so gewonnenen Transparenz verspricht sich das LG Impulse für eine weitere Verbesserung des netzinternen Qualitätsmanagements.

Neben dem Qualitätsbericht für das gesamte Netz erhält das Gesundheitsnetz ein Softwaretool (FEP-Tool) sowie versichertenanonymisierte Abrechnungsdaten zur Erstellung von Praxisberichten. Damit ist das LG in der Lage, selbst die Qualitätsberichte für die teilnehmenden Einzelpraxen zu erstellen.

Keine zusätzliche Dokumentation

Die QuATRo-Auswertungen basieren auf sogenannten Routinedaten, die den Krankenkassen ohnehin vorliegen und keinen zusätzlichen Dokumentationsaufwand seitens der Ärzte erfordern. Inhaltlich und methodisch fußt QuATRo auf dem Qualitätsindikatorensystem für die ambulante Versorgung (QiSA).

Dieses System ist in mehrjähriger Zusammenarbeit zwischen dem AOK-Bundesverband und dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA) entstanden.

QiSA-Indikatoren gibt es unter anderem zu Typ 2 Diabetes, zu Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, COPD/Asthma oder zur Pharmakotherapie. Insgesamt fließen rund 40 Indikatoren in die Analyse für QuATRo ein.

Der Vorstandsvorsitzende des Leipziger Gesundheitsnetzes, Dr. Jürgen Flohr, erwartet durch die Kooperation eine "sinnvolle Datengrundlage ohne zusätzlichen Erhebungsaufwand". Die Berichte sind aus seiner Sicht "als Anstoß für Diskussionen und potenzielle Versorgungsprojekte im Rahmen von Qualitätszirkeln und Workshops unserer Netzärzte" geeignet.

Seit etwa einem Jahr sind die Qualitätsvergleiche nicht nur auf Netzebene, sondern auch für einzelne Ärzte innerhalb eines Netzes möglich. Dieser Wunsch kam auch von QuATRo-Netzen. Die Netzmanager können dafür auf ein Software-Tool zurückgreifen, das vom AOK-Bundesverband entwickelt wurde.

Mit dem Tool können die teilnehmenden Netze ohne großen Aufwand Qualitätsberichte für einzelne Praxen generieren und Indikatoren auswählen, die für die jeweilige Praxis interessant sind. Die Berichte können dann zum Beispiel für die netzinterne Qualitätszirkelarbeit genutzt werden.

Weitere Informationen zu QuATRO und QISA unter www.qisa.de (> QISA in der Praxis)

 

Interview

Berichte sollen Ärzte unterstützen

Ärzte brauchen für die Qualitätsarbeit eine Rückmeldung über die gemessene Qualität. Mit einem Softwaretool lassen sich Feedbackberichte aus Routinedaten der Kassen generieren, so Dr. Gerhard Schillinger, Geschäftsführer des Stabs Medizin beim AOK-Bundesverband.

Ärzte Zeitung: Welchen Grund gab es für die Entwicklung des Qualitätstools und welche Idee steckt dahinter?

Dr. Gerhard Schillinger: Für die Qualitätsarbeit in Netzen oder Qualitätszirkeln ist es wichtig, die Qualität mittels Indikatoren zu messen und die Ergebnisse an die einzelne Praxis zurückzuspiegeln.

Die Aufarbeitung und Bewertung der Infos sowie die Einbindung in Feedbackberichte ist jedoch mit hohem Aufwand für Netzmanager oder Qualitätszirkelmoderatoren verbunden.

Auf Basis von aggregierten Routinedaten der AOK sind viele Qualitätsindikatoren-Auswertungen ohne gesonderten Dokumentationsaufwand möglich.

Mit QISA stehen wissenschaftlich fundierte Indikatoren und Texte für Begründungen der Qualitätsindikatoren sowie für die Bewertung der Ergebnisse zur Verfügung.

Ärzte Zeitung: Worin genau liegt der Nutzen des Tools?

Dr. Gerhard Schillinger: Wir wollten ein Tool, mit dem zum Beispiel Manager von Arztnetzen schnell und unkompliziert mit den in der Regel vorhandenen Programmen Word und Excel einen Feedbackbericht für die beteiligten Ärzte erstellen können.

Damit kann dann aus den aggregierten Abrechnungsdaten, die bei der AOK vorliegen, ein Bericht erzeugt werden, in dem die Ergebnisse verständlich in Tabellen und Abbildungen wiedergegeben werden und Texte für die Bewertung der Indikatoren automatisch eingebunden werden.

Dieses Tool wurde im QuATRo-Projekt unter anderem mit einem Datencockpit ergänzt. So können aus der Vielzahl an Indikatoren die für das Netz relevanten ausgewählt werden.

Neben den eigenen Werten der Praxis ist ein Vergleich mit anderen Praxen des Netzes, der Versorgungsqualität in der Region und anderen Netzen in der Region möglich.

Ärzte Zeitung: Gibt es schon ein Feedback von Praktikern? Und wie fällt es aus?

Dr. Gerhard Schillinger: Die Ärzte, die das Tool bereits angewandt haben, haben uns sehr positives Feedback gegeben.

Durch dieses Tool wurde der gemeinsame Einsatz der beteiligten Ärzte und der AOK für mehr Qualität nochmals deutlich erleichtert. (Ebert-Rall)

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