EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
dass die Mauer gerade am 9. November 1989, heute vor 20 Jahren, durchlässig wurde, war ein Zufall - der Konfusion des für Medienarbeit zuständigen Politbüro-Mitglieds Günter Schabowski geschuldet.
Dass die Teilung Deutschlands überwunden wurde, war in Wirklichkeit Folge eines langen Prozesses in den 80er Jahren. Es war die Implosion der Sowjetunion und ihrer Satelitenstaaten: sie erstickten an der Erstarrung ihrer Machtapparate, an einer Ressourcen verschlingenden Militärmaschinerie, am Raubbau an Mensch und Natur. Eindrucksvoll hat dies Michail Gorbatschow in seinen Memoiren dargestellt.
Die Unhaltbarkeit des kommunistischen Systems, das zwischen 1917 und 1989 insgesamt 100 Millionen Menschenleben forderte, wurde vor 20 Jahren in Deutschland besonders offenkundig: Zu Tausenden strömten Menschen aus der DDR in die westdeutschen Botschaften in Budapest und Prag. Hunderttausende demonstrierten in Leipzig und Berlin. Die Repression der Stasi funktionierte nicht mehr - Bilder, die das West-Fernsehen aus Leipzig, Budapest und Prag in die DDR sandte, machten Mut zur Freiheit.
Mit dieser Ausgabe erinnert die "Ärzte Zeitung" an die Zeit der Wende. Hier schreiben Zeitzeugen, die den Weg in die Freiheit selbst und unmittelbar erlebt haben, aus ihrer Sicht. Es sind Dokumente, die zeigen, dass es für Nostalgie keinen Grund gibt.
Ihr