Nicht krank-, sondern gesundschreiben

Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Rückenschmerzen hat für Wirtschaft und Gesellschaft fatale Folgen. Dabei könnten viele chronisch kranke Menschen arbeiten.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Ein Betriebsarzt demonstriert einer Beschäftigten die korrekte Haltung anhand eines Wirbelsäulen-Modells . © Sämmer / imago

Ein Betriebsarzt demonstriert einer Beschäftigten die korrekte Haltung anhand eines Wirbelsäulen-Modells . © Sämmer / imago

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BERLIN. Etwa 30 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) gehen auf Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates zurück. Dazu zählen auch chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Rheuma und Rückenschmerzen. Darüber hinaus gehören diese Erkrankungen auch zu den häufigsten Ursachen für eine krankheitsbedingte Frühberentung. Dies belegt der am Mittwoch in Berlin vorgestellte "Fit for Work"-Report der britischen Non-Profit-Organisation "Work Foundation".

"Die AU-Tage und die Frühberentungen haben nicht nur für den Erkrankten selbst, sondern auch für die Wirtschaft eine große Bedeutung", sagte Robin McGee, Forscherin bei der Work Foundation. Es entstünden der Gesellschaft jährlich Kosten von mehr als 26 Milliarden Euro. Etwa 30 bis 40 Prozent der AU-Tage könnten aber vermieden werden, wenn man ein effektives Gesundheitsmanagement in den Betrieben einsetzen würde, so die Forscherin. Zudem sei es für viele Arbeitnehmer wünschenswert, möglichst schnell wieder mit ihrer Arbeit - entsprechend ihrer Kompetenzen und Fähigkeiten - zu beginnen. Dies würde die Beschäftigten psychisch stabilisieren, sagte McGee. Jedenfalls sollte kein chronisch kranker Mitarbeiter auf einen Arbeitsplatz verzichten müssen. Vor allem die Politik sei gefordert, eine bessere Kommunikation zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu fördern, betonte Christa Sedlatschek, von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. "Wichtig wäre es, die Rahmenbedingungen zu optimieren, um Menschen mit Erkrankungen und Behinderungen besser in das Arbeitsleben zu integrieren."

"Das oberste Ziel sollte aber die Reduzierung von Erkrankungen und von dauerhafter Arbeitsunfähigkeit sein", betonte die Arbeitsmedizinerin Dr. Anette Wahl-Wachendorf vom Verband der Betriebs- und Werksärzte (VDBW). Aufgrund der demografischen Entwicklung seien Unternehmen immer mehr darauf angewiesen, wertvolles Know-how im Betrieb zu halten. Man solle eher darauf achten, welche Leistungen ein Mitarbeiter erbringen könne, als ihn arbeitsunfähig zu schreiben.

Viele Arbeitnehmer würden aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, ihren Arbeitgeber nicht über eine Erkrankung informieren, so Wahl-Wachendorf. Dabei sei eine frühe Diagnose und adäquate Behandlung der Erkrankten besonders wichtig. Arbeitsmediziner sollten eng mit Haus- und Fachärzten zusammenarbeiten.

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