Kassen monieren zu kurze Öffnung der Praxen

BERLIN (sun/af). Die Bundesärztekammer (BÄK) hat den Vorwurf der Kassen, die niedergelassenen Ärzte arbeiteten zu wenig, als "reine Stimmungsmache" zurückgewiesen.

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Zankapfel Öffnungszeiten - sind sie der Grund für lange Wartezeiten?

Zankapfel Öffnungszeiten - sind sie der Grund für lange Wartezeiten?

© Michaela Illian / Stephan Thomaier

Niedergelassene Haus- und Fachärzte hielten ihre Praxen im Schnitt nur 28,5 Stunden in der Woche geöffnet, verbreitete der GKV-Spitzenverband am Montag. Dies hatte das Marktforschungsinstitut "Forsa" im Auftrag der Kassen in einer repräsentativen Umfrage im Jahr 2009 ermittelt. Das sei eine Erklärung für längere Wartezeiten und den von der Ärzteseite angenommenen Ärztemangel, kommentierte ein Kassensprecher die Meldung.

Nach Ansicht der BÄK verkennt der GKV-Spitzenverband "die Realität". "30 Prozent der Zeit wird von Bürokratie aufgefressen", sagte BÄK-Vize Dr. Frank Ulrich Montgomery der "Ärzte Zeitung". Die Sprechstundenzeiten hätten nichts damit zu tun, "wie lange ein Arzt tatsächlich in der Praxis anwesend ist".

Auf 51 Wochenarbeitsstunden bei Ärzten kommt der Erweiterte Bewertungsausschuss von Ärzten und Krankenkassen. Davon umfassten 44,6 Stunden patientenunmittelbare Tätigkeiten - darunter auch die Zeiten, in denen sich Ärzte mit Befundungen befassen. "Ärzte hätten gerne mehr Zeit für ihre Patienten", so KBV-Chef Dr. Andreas Köhler.

Ärzte arbeiteten 10,6 Stunden jeden Tag, reagierte der NAV-Virchow-Bund auf die Anwürfe der Kassen. Dies habe die Burn-out-Umfrage der Brendan-Schmittmann-Stiftung ergeben. Kopfschütteln auch beim Hartmannbund: Jeder Patient wisse, dass der Arzt arbeite, bis der letzte Patient im Wartezimmer behandelt worden sei - auch nach Ende der offiziellen Sprechzeit.

Lesen Sie dazu auch: Kassen werfen Ärzten laxe Arbeitsmoral vor

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Rechenspiele ohne Realitätsbezug

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Kommentare
Dr. Cornelia Karopka 05.04.201115:39 Uhr

Danke Herr Kollege

Vielen Dank Herr Kollege Schätzler.

Da wird es doch Frau Pfeiffer freuen, wenn wir ab Juli für die AKR täglich eine Stunde Arbeitszeit locker drauflegen und ganz und gar kostenneutral für unsere Krankenkassen, wo wir doch so faul sind als Hausärzte. (Ironiemodus aus)


Den Berliner Tatort vom 3.4. sollte jeder Kassenfunktionär und Politiker als Weiterbildung ansehen müssen!

Dr. Thomas Georg Schätzler 05.04.201109:04 Uhr

Zu "Öffnungszeiten" fragen Sie bitte Ihren Arzt persönlich!

Da hätte Frau Pfeiffer vom Spitzenverband der GKV-Kassen nicht die Krankenkassenbeiträge von Versicherten u n d Arbeitgebern für teure FORSA-Umfragen zweckentfremden müssen! Sie hätte nur 3 Niedergelassene fragen müssen: Sprechstundenzeiten sind reine Öffnungszeiten der Vertragsarztpraxen. In dieser Kernzeit können Versicherte plan- und ziellos beliebige Haus- und Facharztpraxen entern und nach Lust und Laune in bekannter "All-You-can-eat"-Mentalität bzw. "Flatrate"-Manier Gesundheits- und Krankheitsdienstleistungen abgreifen.

Die echten Behandlungszeiten, der Tätigkeitsaufwand des Arztes u n d die
z. T. übermenschlichen Leistungen des Praxispersonals, bei diesem Anspruchs- und Vollversorgungschaos der Patienten Ruhe, Struktur und Übersicht zu bewahren, wurden in der FORSA-Umfrage gar nicht erfasst.

Und liebe Verbandsfunktionäre, GKV-, BÄK-, KBV-, KV-, Politikbürokraten und Verwaltungshengste, bevor Ihr ärztliche Arbeit, Versorgungsauftrag und Realitäten diskutiert, schaut Euch um Gottes Willen wenigsten Ärzte-Soaps an. Wenn Ihr "Emergency-Room" für intellektuell zu anspruchsvoll haltet, Praxis Bülowbogen, Der Landarzt, Scrubs oder der jüngste Berliner Tatort täten es auch. Man muss allerdings die Subtexte verstehen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM DO

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