AOK baut Zweitmeinungsverfahren für Versicherte aus

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Die AOK Baden-Württemberg bietet Versicherten seit zwei Jahren ein Zweitmeinungsverfahren bei bestimmten Indikationen an. Jetzt wird das Angebot ausgeweitet.

STUTTGART (fst). Seit dem Start des Projekts im Juli 2009 haben Versicherte in 1900 Fällen eine Zweitmeinung erbeten. Jetzt wird das bisher auf onkologische und orthopädische Erkrankungen begrenzte Angebot um die Urologie erweitert.

In jedem dritten Fall einer Zweitmeinungsanfrage wurde der Versicherte einem Experten vorgestellt. In der Orthopädie erhielten 40 Prozent der Versicherten ergänzende oder alternative Therapievorschläge, in der Onkologie war es jeder Dritte.

"Eine ärztliche Zweitmeinung verbessert nachweislich den Therapieverlauf", sagte AOK-Vorstandschef Dr. Rolf Hoberg am Dienstag in Stuttgart. Durch das Angebot würden die Versicherten "in krankheitsbedingt schwierigen Lebens- und Entscheidungssituationen unterstützt".

Die Kasse registriert in ihren Hotlines eine hohe Nachfrage nach Informationen zu urologischen Gesundheitsproblemen. Krankheiten des Urogenitialtrakts seien "unter den Top 10 der nachgefragten Hauptdiagnosen", erklärt Vorstandsvize Dr. Christopher Hermann.

Deshalb werde das Zweitmeinungsverfahren ab Juni auf mehrere urologische Diagnosen erweitert. Um eine Zweitmeinung anfragen können Versicherte mit gutartigen Prostataerkrankungen, Harninkontinenz sowie den Diagnosen im Bereich der Uro-Onkologie, Kinderurologie, Harnsteintherapie und Neurourologie.

Bislang haben Versicherte binnen acht bis maximal 16 Tagen einen Termin bei einem Zweitmeinungsexperten erhalten. Die Rückmeldungen der Teilnehmer an dem Verfahren seien sehr positiv, erklärt die AOK. Mehr als 90 Prozent der Versicherten hätten einer Umfrage der Kasse zufolge erklärt, sie würden das Zweitmeinungsverfahren einem Freund oder Bekannten weiterempfehlen.

Die AOK geht von 15 Anfragen von Versicherten mit urologischen Problemen pro Woche aus. Landesweit hat die Kasse sechs Zweitmeinungsexperten in der Urologie gewinnen können. Einer von ihnen, Professor Ulrich Wetterauer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg, zeigt sich überzeugt, dass das Angebot für viele Patienten den Therapieverlauf verbessern könne.

Fortschritte in der Medizintechnik und der medikamentösen Behandlung führten beispielsweise bei Patienten mit Harnstein "zu besseren Ergebnissen, aber auch zu einem breiteren Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten". In dieser Situation sei eine ausgewogene ärztliche Empfehlung besonders wichtig, denn: "Wer die Wahl hat, hat die Qual der Entscheidung."

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