DAK kontert Vorwürfe

Bonus fürs Nichtstun?

Praktisch alle Kassen haben sie - die der DAK-Gesundheit stehen unter Beschuss: Bonusprogramme der drittgrößten Kasse werden in einem Medienbericht als nicht rechtskonform attackiert. Die Kasse weist das zurück und kündigt eine Prüfung der Vorwürfe an.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

HAMBURG. Die DAK-Gesundheit sieht sich zu Unrecht unter Beschuss für ihren Umgang mit Bonusprogrammen für Versicherte. Das Radioprogramm NDR Info hat unter Verweis auf eigene Recherchen behauptet, die Kasse gewähre Versicherten Prämien von mehreren hundert Euro, ohne nachzuhalten, ob die Versicherten das Geld tatsächlich für Sport und Vorsorge einsetzen.

"Wir gehen dem nach", sagte DAK-Sprecher Jörg Bodanowitz der "Ärzte Zeitung". Es sei bei 11.000 Mitarbeitern in der DAK nicht auszuschließen, dass es in Einzelfällen "eine von unseren Rahmenbedingungen abweichende Praxis gegeben hat".

Der Radiosender hatte der DAK vorgeworfen, Vertriebsmitarbeiter der Kasse hätten das Bonusprogramm "Aktiv Leben Bonus" gezielt eingesetzt, um Neumitglieder zu werben.

Bodanowitz verwies indessen auf die Teilnahmebedingungen: Dort werde klargestellt, dass es ohne Nachweis keinen Anspruch auf einen Bonus gebe. Im ersten Teilnahmejahr könne ein Versicherter allerdings den Bonus als Vorschuss erhalten und muss erst im Laufe des Jahres die Nachweise nachreichen.

"Dies soll als Anreiz dienen, auch dauerhaft verstärkt die Aufmerksamkeit auf gesundheitsbewusstes Verhalten zu lenken", so Bodanowitz.

Andere Kassen sähen in ihren Programmen "niederschwelligere Bedingungen und höhere Auszahlungen vor" als dies im Bonusmodell "Aktiv Leben Bonus" geschieht. NDR Info hat von Fällen berichtet, in denen beispielsweise einem Vater mit drei mitversicherten Kindern ein Bonus von 510 Euro in Aussicht gestellt worden sei.

Die Kasse hält die - im Vergleich zu früheren Programmen - höheren Boni für gerechtfertigt, da das Modell "regelmäßige sportliche Betätigung als zwingende Voraussetzung mit erheblich höheren Anforderungen an die Intensität der gesundheitsfördernden Eigenaktivitäten verbindet", so Bodanowitz.

Jeder zehnte DAK-Versicherte ist in einem Bonusprogramm

Die DAK bietet nach eigenen Angaben bereits seit 2005 Bonusprogramme an, in die bisher 600.000 Versicherte eingeschrieben sind. Das neue Programm wurde erst zu Jahresbeginn aufgelegt und verzeichnet bisher 8000 Teilnehmer.

Der "Junior Aktiv Bonus" sei Anfang 2013 in die Satzung aufgenommen worden und werde seit dem dritten Quartal des vergangenen Jahres beworben. 80.000 Versicherte machten bei diesem Programm mit, so Bodanowitz. Damit nimmt insgesamt rund jeder zehnte Versicherte der Kasse an einem Bonusprogramm teil.

Die Kasse reagiere mit ihren Bonusprogrammen auf den Preiswettbewerb im GKV-Markt, der vom Gesetzgeber gesetzt worden sei. Die DAK-Gesundheit sehe diese Entwicklung, so der Sprecher, "bekanntlich kritisch, da bestimmte Elemente dieses ordnungspolitischen Rahmens mit einer solidarisch finanzierten Sozialversicherung systemisch nicht zu vereinbaren sind".

Allerdings müsse im Wettbewerb auch die DAK die vom Gesetzgeber eröffneten Spielräume nutzen.

Die bundesweite Kasse mit Zentrale in Hamburg hat nach der vorübergehenden Erhebung eines Zusatzbeitrags stark an Mitgliedern verloren und verzeichnet als drittgrößte Kasse in der GKV zurzeit 6,3 Millionen Versicherte.

Bonusmodelle sind - wie in anderen Branchen auch - zugleich Kundenbindungsprogramme. Nach Angaben des DAK-Sprechers ist die Wechselbereitschaft bei Mitgliedern in Bonusprogrammen geringer ausgeprägt als bei den übrigen Versicherten.

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