"Versuche mit Hybrid-Embryos sind nicht sinnvoll"

NEWCASTLE (dpa/ple). Auf die Nachricht, dass nun auch britische Forscher Hybrid-Embryonen mit menschlichen und tierischen Bestandteilen geschaffen haben, reagieren Forscher in Deutschland mit Unverständnis.

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Der Stammzellforscher Professor Wolfgang-Michael Franz aus München sieht in solchen Versuchen - in Deutschland sind sie nicht erlaubt -keinen Sinn, wie er in einem dpa-Gespräch sagte. Wie berichtet, hat die Universität von Newcastle bekannt gegeben, Forscher hätten die Hybrid-Embryonen erzeugt, indem sie das Erbgut humaner embryonaler Stammzellen in zuvor entkernte Kuh-Eizellen schleusten.

"Diese Arbeit kann ich ethisch und moralisch nicht mehr nachvollziehen und habe immer gesagt, dass wir solche Versuche nicht brauchen", so Franz. Weltweit ist es das vierte Mal, dass Forscher angeblich Hybrid-Embryonen mit Bestandteilen menschlicher und tierischer Zellen erzeugt haben, zuletzt 2003, indem chinesische Wissenschaftler ein Kaninchen-Ei und einen Fibroblasten eines Mannes verwendeten (wir berichteten).

Auch für Professor Jürgen Hescheler, Leiter des Instituts für Neurophysiologie an der Uni in Köln, ist die Herstellung solcher Embryonen für die Gewinnung von embryonalen Stammzellen keine Alternative. Vielversprechender seien Zellen, die durch Reprogrammierung etwa von Hautzellen hergestellt werden, so genannte induzierte pluripotente Stammzellen. Versuche mit solchen Zellen kommen ohne Herstellung von Embryonen, auch ohne Hybrid-Embryonen aus.

Für den Stammzellforscher Professor Oliver Brüstle aus Bonn ist die Herstellung von Hybrid-Embryonen ebenfalls weder neu noch sinnvoll. Er erinnerte daran, dass die Ergebnisse der britischen Versuche noch nicht in einer Fachzeitschrift publiziert und somit wissenschaftlich noch nicht überprüft worden seien.

Nur durch eine Sondergenehmigung der britischen Behörde HFEA (Human Fertilisation und Embryology AUTHORity) waren den britischen Forschern die Versuche mit Hybrid-Embryonen erlaubt worden. Derzeit wird in Großbritannien ein neues Gesetz zur Stammzellforschung vorbereitet und in wenigen Wochen im britischen Unterhaus debattiert.

Für Franz wirkt sich die Bekanntgabe der britischen Forscher auch auf die Stammzell-Diskussion in Deutschland aus: "Die britische Arbeit gefährdet die gerade gefundene Sachlichkeit in dieser Diskussion."

Versuchsergebnisse sind noch nicht wissenschaftlich geprüft.

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