Hausärzten wird bei ethischen Fragen die Hand gereicht

In Kliniken gibt es Ethikkomitees, doch Praxisärzte fühlen sich bei medizinethischen Fragen oft allein gelassen. Pilotprojekte in Niedersachsen sollen jetzt den Beratungsbedarf ermitteln.

Veröffentlicht:
In Niedersachsen gibt es jetzt mehr als dicke Wälzer: Hausärzte erhalten Unterstützung bei ethischen Fragen.

In Niedersachsen gibt es jetzt mehr als dicke Wälzer: Hausärzte erhalten Unterstützung bei ethischen Fragen.

© Brian A Jackson / shutterstock.com

GÖTTINGEN (cben). Raus aus dem Elfenbeinturm. Auf Initiative der Göttinger Akademie für Ethik in der Medizin haben Ende Juni mehrere Wissenschaftler aus Hannover, Oldenburg und Osnabrück das Forschungsnetzwerk Bioethik gegründet. Besonders die Aus- und Fortbildung niedergelassener Ärzte könnte profitieren.

Ziel des Netzwerkes sei es, "die Player der bio-ethischen Forschung im Land zusammenzuführen und eine größere Öffentlichkeit für die Themen der Bio-Ethik herzustellen", sagte der Leiter Akademie für Ethik in der Medizin, Dr. Alfred Simon, der "Ärzte Zeitung."

So planen die Initiatoren, regelmäßige Arbeitstreffen, gemeinsame Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Die erste Tagung soll im Juni 2012 zum Thema "Medizin in der alternden Gesellschaft - Ethische Herausforderungen" in Göttingen stattfinden, sagte Simon. Neben wissenschaftlichen Fachvorträgen ist auch eine öffentliche Podiumsdiskussion geplant.

Unterstützung auch durch die Kammer

Auch der Ehrenpräsident der Ärztekammer Niedersachsen, Professor Heyo Eckel, nahm an der Auftaktveranstaltung teil. Eckel bot die Unterstützung der Ärztekammer Niedersachsen an, die sich von dem neuen Netzwerk Impulse für die ärztliche Fortbildung erhoffe.

Er betonte die große Bedeutung medizin- und bioethischer Themen für den ärztlichen Alltag. Die zu verhandelnden Themen reichen von Fragen am Lebensanfang, der Forschung an Menschen oder der Verteilungsgerechtigkeit und der Bewertung von technischen Assistenzsystemen im Alter bis hin zu Fragen der Sterbebegleitung und Sterbehilfe.

Sie umfassen die alltägliche Evaluation klinischer Ethikberatung ebenso, wie etwa grundlegende Fragen nach dem Verhältnis von Autonomie und Vertrauen in der Medizin, hieß es.

Erheblicher Bedarf bei Hausärzten

Simon sieht bei niedergelassenen Ärzten erheblichen Beratungsbedarf. "Viele Krankenhäuser haben Ethikkomitees, eine Unterstützung, die den Hausärzten im Zweifel fehlt."

Ihn erreichten oft Anfragen von Hausärzten, wenn es etwa um PEG-Sonden bei Pflegeheim-Bewohnern geht, so Simon: "Wann darf ich das? Wann muss vielleicht sogar das Betreuungsgericht einschalten? Wie werden Patientenverfügungen korrekt interpretiert?"

Die Beratung von niedergelassenen Ärzten könne "angesichts des schnelllebigen Praxis-Alltags nur vor Ort, etwa bei den ÄK-Bezirksstellen funktionieren", so Simon.

"Wahrscheinlich werden wir an zwei oder drei Orten Pilotprojekte der Ethikberatung für Niedergelassene starten und anhand der Ergebnisse das Projekt weiterentwickeln."

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Große Mehrheit in der Nationalversammlung

Sterbehilfegesetz in Frankreich nimmt erste Hürde

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Schwangerschaftsabbruch: Zeichen der ärztlichen Solidarität

Lesetipps
Abbildung einer umgefallenen Engels-Statur.

© Quy / stock.adobe.com

Wichtiger Laborwert

HDL-Cholesterin – wie „gut“ ist es wirklich?

Eine Assoziation zwischen Reflux und der Entstehung eines Adenokarzinoms des Magens und des ösophagogastralen Übergangs gilt als wahrscheinlich. Eine Magenspiegelung sollte sich bei Reflux anschließen. (Symbolbild)

© onephoto / stock.adobe.com

Praxisnahe Empfehlungen

Magenkarzinom-Leitlinie aktualisiert: Stärkerer Blick auf Risikofaktoren

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung