Medizinstudium

Medizinethik ja, aber mit welchen Inhalten?

Wissenschaftler aus Berlin und Bochum haben sich die medizinethischen Lehrinhalte im Medizinstudium näher angeschaut. Ein Ergebnis: Dilemmata am Lebensende sind mit das wichtigste Thema.

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Wichtigstes medizinethisches Thema waren in einer Umfragefrage Dilemmata am Lebensende.

Wichtigstes medizinethisches Thema waren in einer Umfragefrage Dilemmata am Lebensende.

© Oliver Berg / dpa

BOCHUM. In einer gemeinsamen Umfrage sind Forscher vom Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und des Berliner Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Frage nachgegangen, wie die Voraussetzungen für die Lehre in Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE) an deutschen Fakultäten sind. Sie fanden dabei teils erhebliche Unterschiede, die Fragen nach der Vergleichbarkeit des Studiums aufwerfen, wie sie jetzt berichten. Ihre Ergebnisse haben sie im GMS Journal for Medical Education veröffentlicht (doi: 10.3205/zma001100).

Die Wissenschaftler hatten für die Umfrage sämtliche 38 für die GTE-Lehre verantwortlichen Institute in Deutschland angeschrieben. 29 Institutionen, die für die medizinische Ausbildung im Querschnittsbereich "Geschichte, Theorie, Ethik" verantwortlich sind, nahmen an der Befragung teil, heißt es in einer Pressemitteilung der RUB.

Große Unterschiede in der Lehrausstattung

Allerdings verfügten zum Zeitpunkt der Befragung nur 19 Fakultäten über eine Professorenstelle für wenigstens eines der drei Arbeitsgebiete Medizinethik, Geschichte oder Theorie der Medizin, wie die Autoren berichten. Die Anzahl der unterrichteten Studierenden reiche von weniger als 100 bis mehr als 350 Studierende pro Studienjahr. Hinzu komme, dass einige Institute Studierende an zwei Fakultäten ausbilden müssten, wie etwa in Bochum und Essen.

Durchschnittlich umfasste der Umfrage zufolge der für die Lehre zur Verfügung stehende Zeitrahmen im gesamten Studium etwa 30 Schulstunden. Durchschnittlich die Hälfte des gesamten Lehrbudgets entfällt zugleich auf die Medizinethik.

Breites Spektrum an Inhalten

Die Mehrheit der befragten Lehrenden sah medizinethische Inhalte als für die ärztliche Tätigkeit wichtigsten Bestandteil des Querschnittsfachs. "Allerdings zeigt die Befragung auch, dass für alle drei Bereiche eine Vielzahl von Themen genannt werden, die nach Einschätzung der Befragten gelehrt werden sollten", so Jan Schildmann vom Institut für Medizinische Ethik der RUB in der Pressemitteilung.

Als wichtiges Thema für den Bereich Geschichte wurde die Medizin im Nationalsozialismus am häufigsten genannt. Wichtigstes ethisches Thema allgemein waren nach Ansicht der Befragten jedoch Dilemmata am Lebensende.

Ein weiteres Ergebnis: Die Ausbildung im Bereich Medizinethik ist über die Fakultäten hinweg durch eine inhaltliche Vielfalt geprägt. Vorteil oder Nachteil in einem ansonsten sehr standardisierten Ausbildungscurriculum? Nach Auffassung der Autoren könnte zumindest ein Minimalkonsens über die Lehrinhalte das Fachgebiet in einem ansonsten naturwissenschaftlich dominierten Studium stärken. (run)

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