Primary Nursing stärkt Pflegekräfte

Die Uniklinik Schleswig- Holstein erprobt das Primary Nursing. Pfleger und Schwestern übernehmen dabei die komplette Verantwortung für eine Gruppe von Patienten.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Primary Nursing soll auch zu einem partnerschaftlicheren Verhältnis zwischen Ärzten und Pflegekräften führen.

Primary Nursing soll auch zu einem partnerschaftlicheren Verhältnis zwischen Ärzten und Pflegekräften führen.

© Insadco / imago

HAMBURG. Paradigmenwechsel in der Krankenhauspflege: Primary Nursing (PN) heißt der Fachbegriff für die neue Aufgabenverteilung für Schwestern und Pfleger, die bereits unter anderem vom Uni-Klinikum Schleswig Holstein erprobt wird. Der Kern der Sache: Mehr Verantwortung für Krankenschwestern, neue Regeln für Klinik-Ärzte.

PN stammt aus den USA. Marie Manthey hat es Ende der sechziger Jahre an der Uni-Klinik Minneapolis eingeführt. Das Konzept der primären Verantwortungsübernahme in der Pflege besagt, dass eine Krankenschwester die gesamte Betreuung für eine Gruppe ihrer Patienten auf ihrer Station übernimmt, von der Aufnahme bis zu Entlassung und dabei für alle die erste Ansprechpartnerin ist.

Die Zeiten der Bereichspflege mit der Verantwortung für eine bestimmte Zahl von Krankenzimmern während einer Schicht gehört auf den Starterstationen des Projektes im Uni-Klinikum der Vergangenheit an. Das erklärte Christa Meyer, Vorstand für Krankenpflege und Patientenservice des Uniklinikums Schleswig Holstein beim Gesundheitspflegekongress in Hamburg.

Primary Nursing bildete einen Schwerpunkt der Veranstaltung. "Brüche im Informationsfluss und Komplikationen in der Versorgung werden durch PN vermieden und damit ein höheres Maß an Sicherheit für die Patienten garantiert", so Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates.

Krankenhäuser hätten ihre Dienstleistungen in sehr viele verschiedene Dienstleistungen diversifiziert, und die Patienten müssten deshalb viele verschiedene Wege gehen. Zudem sinken die Verweildauern. "Da hilft Primary Nursing", so Westerfellhaus.

Der erwartete Effekt: Die Patienten fühlen sich sicherer, wenn sie im System Krankenhaus kontinuierlich betreut werden. Und die Krankenschwestern können das tun, weshalb sie einmal ihren Beruf ergriffen haben - mit den Patienten im persönlichen Kontakt arbeiten.

Auch für Ärzte bedeutet das neue System eine Umstellung. "Zwar geht es beim Primary Nursing nicht um Delegation von Leistungen oder um Substitution", sagte Westerfellhaus, "aber die Ärzte müssen sich darauf einstellen, den Pflegenden auf Augenhöhe zu begegnen und sich klar machen, welche umfangreiche Zuständigkeiten in den Bereich einer Primary Nurse fallen".

Allerdings falle es manchen Ärzten noch schwer, "zuerst im neuen Verzeichnis nachzusehen, welche Schwester für welchen Patienten verantwortlich ist und dann die Fragen an die richtige Schwester zu richten", sagte Christa Meyer.

PN sei auch für den ambulanten Bereich geeignet, hieß es. "In der Dementen-Betreuung ist das System definitiv die beste Alternative", so Burkhardt Zieger, Referent beim Berufsverband der Pflegeberufe (DBfK). Preiswerter allerdings wird die Pflege nicht. Meyer: "Möglicherweise kann aber Primary Nursing durch ein besser abgestimmtes Entlassungsmanagement Liegezeiten verringern."

Info: www.dbfk.de/Deutsches-Netzwerk-Primary-Nursing.php

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“