Politiker nehmen Wunschliste der Pflegeverbände auf

In Schleswig-Holstein hat der Wahlkampf begonnen - und die Pflegeverbände haben ihre Wünsche vorgetragen. Von den Gesundheitspolitikern gab es viel Zuspruch.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Plädoyer für eine Pflegekammer: Andreas Westerfellhaus vom Deutschen Pflegerat.

Plädoyer für eine Pflegekammer: Andreas Westerfellhaus vom Deutschen Pflegerat.

© Schnack

KIEL. Eine eigene Kammer, bessere Bezahlung und mehr Wertschätzung erwarten Pflegekräfte von der Politik. Im Wahlkampf zeigen sich Politiker geneigt, die Wunschliste zu erfüllen.

"Die meisten haben noch nicht verstanden, was demografischer Wandel bedeutet. Es wird noch immer ein Wünsch-dir-was produziert", sagte Schleswig-Holsteins Sozialminister Dr. Heiner Garg (FDP) auf einer Veranstaltung des Pflegerats Schleswig-Holstein in Kiel.

Er blieb der einzige Politiker, der vor der Landtagswahl am 6. Mai klar stellte, dass nicht jede Forderung erfüllt werden kann. Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, umriss die Erwartungen der Pflegekräfte.

Pflege nicht mehr isolieren

Pflege muss nach seiner Ansicht zu einem zentralen politischen Thema der kommenden Jahre werden und darf nicht länger isoliert von anderen Gesundheitsthemen behandelt werden.

Pflege müsse in der Gesellschaft, besonders aber in der Politik und auch von anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen die Wertschätzung erhalten, die ihre Rolle in der Versorgung verlangt. Zu dieser Wertschätzung gehört für ihn nicht nur, aber auch eine angemessene Vergütung der Tätigkeit. Derzeit fühlen sich viele Pflegekräfte unterbezahlt.

Um die Forderungen besser durchsetzen zu können, wünschen sie viele Pflegekräfte eine eigene Kammer. Westerfellhaus zeigt sich überzeugt, dass sein Berufsstand diese Forderung trotz vieler Hindernisse langfristig durchsetzen wird.

Ginge es nach den in Kiel auf dem Podium sitzenden Sozialpolitikern, wird die Wunschliste der Pflegekräfte weitgehend erfüllt.

Plädiert für Pragmatismus statt politischem Grundsatzstreit: die Ärztin Dr. Marret Bohn, MdL.

Plädiert für Pragmatismus statt politischem Grundsatzstreit: die Ärztin Dr. Marret Bohn, MdL.

© Schnack

Antje Jansen (Die Linke), Dr. Marret Bohn (Bündnis 90/Die Grünen), Birte Pauls (SPD) und Flemming Meyer (SSW) lagen mit ihrer Befürwortung einer Pflegekammer auf einer Linie und zeigten außerdem Sympathien für eine bessere Bezahlung, für eine gebührenfreie Ausbildung und für mehr Wertschätzung, ohne allerdings konkrete Lösungs- und Finanzierungsvorschläge zu unterbreiten.

Zurückhaltender mit Zusagen zeigten sich Anita Klahn von der FDP und Katja Rathje Hoffmann von der CDU.

Keine zu tiefe Gräben aufreißen

Einige scharfe Töne gab es in der Veranstaltung in Richtung Ärzte. Westerfellhaus erinnerte mehrfach an die  Tarifsteigerungen für Ärzte und die dort selbstverständlichen Kammern. Er ließ durchblicken, dass die ärztlichen Organisationen bislang wenig hilfreich bei der Durchsetzung der Pflege-Interessen waren und dass auf Bundesebene zum Teil gegeneinander gearbeitet wird.

Dr. Marret Bohn sorgte dafür, dass keine zu tiefen Gräben aufgerissen wurden. Die derzeit einzige Ärztin im Kieler Landtag berichtete aus ihrer Klinikzeit, in der Ärzte und Pfleger vertrauensvoll zusammengearbeitet hätten.

"Es bringt nichts, uns gegenseitig auszuspielen. Bei Pflege und Gesundheit kommen wir nur gemeinsam weiter", sagte Bohn. Nach ihren Beobachtungen ist das Verhältnis zwischen den beiden Berufsgruppen keinesfalls so angespannt, wie Westerfellhaus anklingen ließ.

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