Contergan
Bundestag stockt Renten für Geschädigte auf
BERLIN. Die Bundesregierung stellt die noch lebenden 2700 Contergan-Geschädigten besser. Sie erhalten rückwirkend zum 1. Januar 2013 jährlich 120 Millionen Euro mehr als bisher.
Das hat der Bundestag am Donnerstagabend einstimmig beschlossen. Ein Viertel der Summe ist zweckgebunden und soll für besondere Bedürfnisse der Betroffenen zur Verfügung stehen, etwa für medizinische Therapien und Pflege.
Hintergrund der Gesetzesinitiative ist die fortschreitende Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Betroffenen. Die fehlenden oder fehlgebildeten Gliedmaßen beschleunigten den Verlust von Fertigkeiten und Fähigkeiten der Betroffenen, heißt es in einer Mitteilung des Bundestags.
Konkret leiden viele Contergan-Geschädigte unter Haltungsschäden. Die meisten klagten über Schmerzen. Mehr als die Hälfte der betroffenen Menschen ist pflegebedürftig.
Ihre Interessenvertretung bezeichnete den Beschluss des Bundestages Medienberichten zufolge als Ende der 50-jährigen massiven Unterversorgung. Contergan steht für den größten Arzneimittelskandal der Bundesrepublik.
Das vom Pharmaunternehmen Grünenthal entwickelte Schlafmittel wurde ab 1957 auch vielen schwangeren Frauen verordnet. Weltweit kamen etwa 10.000 Kinder mit schweren Missbildungen zur Welt, allein in Deutschland rund 5000. (af)