Pilotprojekt

Auszeit für pflegende Angehörige

Hilfe für Pflegende: In Nordrhein-Westfalen startet ein neues Projekt, mit dem pflegende Angehörige entlastet werden sollen. 500 Menschen sollen profitieren.

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Pflege zu Hause: In NRW soll es jetzt Entlastung geben.

Pflege zu Hause: In NRW soll es jetzt Entlastung geben.

© Klaus Rose

DÜSSELDORF. Die Barmer GEK und die nordrhein-westfälische Landesregierung fördern gemeinsam ein Modellprojekt für die Entlastung von pflegenden Angehörigen. In einem viertägigen Seminar fernab von zu Hause sollen die Angehörigen Bewältigungsstrategien für die psychischen und pflegerischen Herausforderungen ihrer Situation vermittelt bekommen.

Eines der langfristigen Ziele des Projektes ist es, solche Entlastungsangebote in das Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenversicherung zu integrieren.

In den kommenden zwei Jahren können rund 500 Betroffene an einem der sechs Seminare teilnehmen, die den Projektnamen PAUSE tragen - Pflegende Angehörige unterstützen, stärken, entlasten.

Eine dieser Angehörigen ist Hildegard Ciccia. Die 61-jährige Monheimerin pflegt seit 2008 ihren an Demenz erkrankten Mann Benedetto und gab dafür ihren Beruf auf. Am Anfang sei sie blauäugig gewesen, habe ihn noch des öfteren allein gelassen, berichtet sie. Dann kamen Anrufe, "dass mein Mann mit offenen Autotüren durchs Dorf fährt". Heute müsse sie ständig über ihn wachen, sogar nachts.

Sie hat sich für das Projekt PAUSE bereits angemeldet. Im Idealfall, so hoffen die Organisatoren, findet sie neben der körperlichen Erholung durch die viertägige Auszeit auch ein Netzwerk von Betroffenen aus ihrer Region. Außerdem gibt es für die Teilnehmer im Rahmen der Nachsorge individuelle Beratung, je nach Betroffenheit bis zu sieben Monate nach dem Seminar.

Viertägige Seminare

Bisherige vereinzelte Angebote in diesem Bereich hätten gezeigt, dass der positive Effekt einer solchen Auszeit bereits nach ein bis zwei Monaten verpufft war, erläutert Matthias Mozdzanowski vom Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation an der Deutsche Sporthochschule Köln, dass das Projekt wissenschaftlich begleitet und auswertet.

Deshalb seien Nachsorge und die Überführung in regionale Strukturen, einschließlich der Selbsthilfe, ganz wichtige Aspekte. Die viertägigen Seminare finden in Bad Sassendorf statt. Anmelden kann sich jeder pflegende Angehörige aus NRW, der gesetzlich versichert ist.

Die Anfahrt und eine Pauschale von 149 Euro müssen die Teilnehmer selbst aufbringen. Der finanzielle Aspekt sei aber in den bisherigen Vorgesprächen kein Problem gewesen, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK.

Die Hürde sei viel eher, sich auf eine mehrtägige Abwesenheit von zu Hause einzulassen, so Juliane Diekmann von der Krankenkasse. Damit der Pflegebedürftige während der Zeit gut versorgt ist, gibt es im Vorfeld eine Beratung, die die jeweiligen Möglichkeiten der Unterstützung im eigenen Netzwerk und durch Pflegedienste oder stationäre Kurzzeitpflege aufzeigt.

Barmer GEK und das Landesgesundheitsministerium stellen jeweils 200.000 Euro für das Modellprojekt bereit. (kab)

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