Demenz

Pflegende Angehörige brauchen Hilfe von Hausärzten

Überlastete Angehörige, fehlende Hilfsangebote: Hausärzte sollen es richten, hieß es bei einem Expertenforum. Nötig sind auch neue Lösungen: wie die Paar-Therapie im Alzheimertherapie-Zentrum in Ratzeburg.

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KIEL. Pflegende Angehörige von Demenzkranken im Norden brauchen nach Ansicht eines Expertenforums dringend Unterstützung. Hohe Erwartungen bestehen an Hausärzte.

Dies wurde beim ersten von der Barmer GEK einberufenen Expertenforum zu diesem Thema in Kiel deutlich. Dabei waren außer Ärzten aus Klinik und Praxis Politiker, Kassen- und MDK-Vertreter, Pflege- und Psychotherapeutenverbände.

Von Hausärzten wünschten sich viele aus der Runde, dass sie stärker auf die Belange der pflegenden Angehörigen eingehen - etwa durch eine frühere Identifikation der überlasteten Angehörigen und Unterstützung bei der Vermittlung von Hilfsangeboten.

Bei Dr. Thomas Maurer, Vorsitzender des Hausärzteverbandes in Schleswig-Holstein, stießen die Anregungen auf Verständnis. Er machte aber auch deutlich, dass die Hausärzte nicht allein in die Pflicht genommen werden und dies angesichts der Rahmenbedingungen für die Praxen auch gar nicht leisten könnten.

Als großes Manko hat das Forum auch die gesellschaftliche Teilhabe der pflegenden Angehörigen ausgemacht. Abhilfe erhofft man sich durch eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit. Zu den weiteren Defiziten, die das Forum sammelte, zählten die schwere Vereinbarkeit der Pflege mit dem Beruf, die Vernetzung und fehlende Hilfsangebote im ländlichen Raum.

Finanzielle Mittel zur Überwindung dieser Defizite sehen die Beteiligten nur unzureichend bereitgestellt. Einig war sich die Runde, dass die aufgeworfenen Fragen weiterverfolgt werden müssen. Schleswig-Holsteins Barmer-Chef Thomas Wortmann sieht das Forum nur als ersten Schritt an. Wortmann kündigte an, zu diesem Thema weiter mit den Beteiligten nach Lösungen zu suchen.

Eine davon präsentierte Synan Al-Hashimy. Der Chefarzt aus dem Alzheimer-Therapiezentrum in Ratzeburg stellte ein bislang einzigartiges Angebot im Land vor: Pflegende Angehörige können sich dort wahlweise allein oder zusammen mit ihren pflegenden Angehörigen vier Wochen lang nach Überweisung durch einen Haus- oder Facharzt behandeln lassen. 85 Prozent der Patienten wählen die Paar-Behandlung.

Viele von ihnen hätten durch eine Trennung ein schlechtes Gewissen - diese Last wird ihnen durch den gemeinsamen Aufenthalt genommen, berichtete Al-Hashimy. Mehr als 85 Prozent der Patienten in Ratzeburg weisen bereits depressive Störungen auf - für den Chefarzt ein alarmierender Anteil der zeige, dass die Hilfe früher einsetzen müsse. (di)

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