Demenz

Erste Hilfe durch bessere Information

Kleine Hinweise können für Angehörige schon eine große Hilfe sein.

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KIEL. Pflegende Angehörige von Demenzkranken haben zum Teil Probleme, Hilfen anzunehmen. Wenn sie sie aber suchen, kennen sie häufig nicht die geeigneten Ansprechpartner und Unterstützungsmöglichkeiten. Oftmals nehmen sie aus beiden Gründen zu spät Hilfe in Anspruch und sind deshalb ausgebrannt.

Diese und weitere Probleme, die oft auch in Hausarztpraxen deutlich werden, arbeitete das zweite "Expertenforum pflegende Angehörige von Demenzkranken" der Barmer GEK Schleswig-Holstein heraus.

Angehörige verschiedener Berufsgruppen sehen bei diesen Problemen mehrere Akteure in der Verantwortung. So ist nach Beobachtung vieler Teilnehmer nicht jeder Hausarzt in der Lage, Angehörigen Hilfswege aufzuzeigen.

Hier würde nach einhelliger Auffassung zum Teil schon ein Hinweis auf den nächstgelegenen Pflegestützpunkt Abhilfe schaffen. Dr. Ingeborg Kreuz aus dem Vorstand des Landeshausärzteverbandes plädierte für eine breitere Information über diese und weitere Hilfswege für pflegende Angehörige.

Aber auch Kommunen und Kassen sind nach übereinstimmender Auffassung in der Pflicht, besser zu informieren. Auch die Schaffung von Reha-Möglichkeiten für Angehörige wurde mehrheitlichbegrüßt.

Kreuz nannte außerdem Trainingskurse für den Umgang mit Demenzkranken als Lösungsansatz. Hausärzte seien auch gefordert, frühzeitigEntlastungsstrategien für und mit den pflegenden Angehörigen zu entwickeln.

Ehrenamtliche mehr anerkennen

Ein weiteres zentrales Problem ist aus Sicht des Expertenforums die ländliche Versorgung. Hier ist es nach Erfahrungen von Sozialpädagogin Marita Wollenweber weniger ein Problem, Ehrenamtliche zu finden, als sie über einen längeren Zeitraum bei der Stange zu halten.

Nach ihren Erfahrungen in Ostholstein braucht es dafür eine andere Anerkennungskultur des Ehrenamtes. Die Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein kann sich vorstellen, dass eine mobile Beratung einige Probleme in der ländlichen Versorgung lösen könnte.

Noch immer ist nach Erfahrungen vieler Teilnehmer Demenz ein Tabuthema. Abhilfe versprechen sie sich von einer besseren Aufklärung über die Diagnose. Aber auch eine differenzierte Berichterstattung über das Krankheitsbild könnte helfen:

Häufig werde in den Medien derzeit auf das schwierige Endstadium fokussiert. Dass Erkrankte und Angehörige auch noch Lebensqualität spüren, werde selten thematisiert.

Bei aller Verantwortung für Ärzte, Kassen, Kommunen und Medien: Klinikarzt Dr. Frank Helmig aus Flensburg machte deutlich, dass nicht jedes Problem von externer Stelle gelöst werden kann - die Eigenverantwortung wird auch künftig unverzichtbar sein. (di)

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