Pflegebeauftragter fordert

Weniger Bürokratie, mehr Zeit für Pflege

Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), will die Pflegebürokratie einschränken. Prüfdienste sollen bei der Umstellung eine wichtige Rolle spielen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Der Dokumentationsaufwand nimmt vielen Pflegekräften die Freude am Beruf.

Der Dokumentationsaufwand nimmt vielen Pflegekräften die Freude am Beruf.

© japolia / fotolia.com

BAD NEUENAHR. Die Prüfdienste der gesetzlichen und privaten Krankenversicherer können eine wichtige Rolle bei der Einführung der vereinfachten Pflege-Dokumentation spielen. Davon geht Karl-Josef Laumann (CDU) aus, der Patientenbeauftragte und Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung.

Die Prüfer sollten den Einrichtungen möglichst empfehlen, auf die neue Dokumentation umzusteigen, bat Laumann auf dem 3. Jahrestreffen des Prüfdienstes der privaten Krankenversicherer in Bad Neuenahr.

"Es ist wichtig, dass die Prüfdienste deutlich machen: Wir können gut mit der anderen Dokumentation umgehen." Laumann hofft, dass bis Ende 2016 mindestens ein Drittel der Pflege-Einrichtungen den Schritt wagen. "Dann haben wir die Macht des Faktischen", sagte er.

Pflege wieder attraktiv machen

Die Vereinfachung der Dokumentation kann nach seiner Einschätzung wesentlich dazu beitragen, den Pflegeberuf wieder attraktiver zu machen. "Wir müssen diese reale Chance nutzen." Zu Beginn seiner Tätigkeit als Pflegebeauftragter im Januar dieses Jahres habe er gedacht, die Finanzierung der Pflege sei die größte Herausforderung.

"Heute sage ich, dass die größte Herausforderung ist, jedes Jahr zwei bis drei Prozent mehr Menschen zu finden, die bereit sind, Pflegebedürftige zu unterstützen."

Das aktuelle Dokumentationsverfahren in der Pflege ist dem CDU-Politiker ebenso ein Dorn im Auge wie das Notensystem für die Heime, gegen das er zurzeit öffentlich zu Felde zieht. "Die jetzige Bürokratie in den Pflegeheimen diskreditiert das System, weil es Ausdruck einer Misstrauenskultur ist", schimpfte er.

Die Art und Weise, wie sie dokumentieren müssen, sei eine Beleidigung für examinierte Pflegekräfte. "Pflegekräfte haben kein erotisches Verhältnis zu Akten." Solche Menschen fände man vielleicht im Bundesgesundheitsministerium, ironisierte er. "Ich persönlich möchte nicht von der Ministerialbürokratie gepflegt werden."

Laumann hält es für notwendig, dass Pflegeeinrichtungen auch künftig von den Prüfdiensten kontrolliert werden - auch unangemeldet. "Wo Menschen leben, die sich selbst nicht wehren können, muss der Staat genau hinschauen", betonte er.

Zurzeit werden rund 25 000 ambulante und stationäre Einrichtungen bundesweit jährlich vom MDK und dem Prüfdienst der PKV kontrolliert, wobei die Privaten zehn Prozent der Prüfungen übernehmen.

Oliver Blatt, Abteilungsleiter Gesundheit beim Ersatzkassenverband Vdek plädierte dafür, die Qualitätsprüfungen in Einrichtungen, die regelmäßig mit sehr guten Ergebnissen abschneiden, nicht mehr jährlich durchzuführen.

"Wir sollten uns auf die Problemfälle fokussieren", sagte er. Nach anfänglichen Problemen und Dissonanzen arbeiten die gesetzlichen und die privaten Prüfer inzwischen gut zusammen, berichtete Blatt. "Wir schauen aufeinander und fragen: Was macht der andere vielleicht besser."

PKV will mitmischen

Das bestätigte Andreas Besche, Geschäftsführer Pflege beim PKV-Verband. Die PKV habe sich bewusst gegen eine rein finanzielle Beteiligung an den Prüfungen entschieden, berichtete er.

"Es kam für uns nicht in Frage, die externe Qualitätssicherung ausschließlich Dritten zu überlassen." Die PKV will im Prüfgeschehen erkennbar sein. "Wir wollen zeigen, dass Wettbewerb der Versorgung nutzt", sagte Besche.

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