Künstliche Beatmung

Mit Sauerstoff daheim gut versorgt

Wenn ein Patient, der künstlich beatmet werden muss, nach der Intensivstation nach Hause geht, ist das für Mediziner und Pflegepersonal eine Herausforderung. Jetzt werden in einem Modellprojekt neue Versorgungskonzepte erprobt.

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Immer mehr Patienten möchten auch mit künstlicher Beatmung in ihrer gewohnten Umgebung leben.

Immer mehr Patienten möchten auch mit künstlicher Beatmung in ihrer gewohnten Umgebung leben.

© Healthcarephoto / dpa

BERLIN. Sie sind noch recht neu in der ambulanten Versorgung, aber es werden immer mehr: Sie leiden an einer Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), an neuromuskulären Erkrankungen, einer Querschnittslähmung, einem Schlaganfall, Parkinson oder Multipler Sklerose. Sie sind auf künstliche Beatmung angewiesen und leben trotzdem in ihrer häuslichen Umgebung.

"Bis vor wenigen Jahren waren diese Patienten nur im Krankenhaus. Mittlerweile gehen sie direkt von der Intensivstation in die Häuslichkeit", sagt der Pneumologe Dr. Eckehard Frisch vom Berliner Centrum für Gesundheit (CfG) - ein Ärztezentrum der AOK Nordost.

Die Kasse verzeichnete in den letzten vier Jahren einen durchschnittlichen Zuwachs trachelektomierter Patienten in der ambulanten Versorgung um 7,6 Prozent.

Versorgung stößt an Grenzen

Doch die ambulante Versorgung stößt bei der Behandlung dieser speziellen Patienten oft an ihre Grenzen.

"Ärztliche Versorgung von außerklinisch beatmeten Patienten findet im Wesentlichen durch Hausärzte und punktuell durch Fachärzte statt, welche kaum Erfahrung im Bereich der außerklinischen Beatmung haben. Damit sind die Patienten gemessen an der Schwere und Komplexität ihrer Erkrankung unterversorgt", sagt Frisch.

Das führt laut AOK Nordost dazu, dass Betroffene wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Nach Frischs Angaben gibt es zudem zahlreiche Patienten, die länger beatmet werden als nötig.

Die Krankenkasse hat daher gemeinsam mit Frisch einen Modellversuch unter dem Titel "Praxis für außerklinische Beatmung" gestartet. Diesen Modellversuch hat die Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) nun mit dem ersten Preis für das "Beste Abstract" ausgezeichnet.

Pneumologe und Atmungstherapeutin kommen nach Hause

Das auf zwei Jahre angelegte Projekt soll die Behandlung der beatmeten Patienten durch regelmäßige Hausbesuche von Spezialisten verbessern.

Mindestens einmal pro Quartal kommen ein Pneumologe und eine Atmungstherapeutin zu den Patienten nach Hause. Zudem sind sie an allen Werktagen für die Patienten, Angehörige und andere an der Versorgung Beteiligte erreichbar.

Auch wenn nicht genug Windeln da sind oder der Elektrorolli kaputtgeht, kümmert sich das Team von Frisch um eine Lösung.

Dabei legt der Pneumologe Wert auf die enge Zusammenarbeit mit Hausarzt, Logopäden, Physiotherapeuten, Pflegediensten und Hilfsmittellieferanten.

"Wir sind kein Ersatz für den Hausarzt, sondern eine Ergänzung. Wir sehen uns als Unterstützung jeder Gesundheitsprofession und versuchen die Versorgung als Teamspiel aufzustellen. Nur so können wir sie richtig gut hinbekommen", sagt Frisch.

In der letzten Lebensphase

Nicht selten geht es dabei auch um die Versorgung am Lebensende. Da ist es von Vorteil, dass Frisch auch Palliativmediziner ist.

Etwa ein Viertel der rund 150 Patienten, die im Modellversuch bisher versorgt wurden, ist zwischenzeitlich verstorben.

Bei der Begleitung in der letzten Lebensphase kooperiert Frisch mit den Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV).

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