Arzneisicherheit
Aktionsplan macht langsam Fortschritte
Bei Arzneiverordnungen treten immer wieder vermeidbare Nebenwirkungen auf. Dagegen soll der Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit helfen.
Veröffentlicht:BERLIN. Kommt es bei der Medikamentenverordnung zu vermeidbaren Nebenwirkungen, ist selten ein einzelner Arzt daran schuld. Meist sind Fehler im Medikationsprozess dafür verantwortlich. Fehlerquellen gibt es viele.
Deshalb enthält der vom Bundesgesundheitsministerium initiierte Aktionsplan eine Fülle von Einzelmaßnahmen, 39 insgesamt.
Zum Beispiel geht es darum, Gefahren aufgrund von ähnlichem Aussehen oder ähnlichen Namen verschiedener Pillen zu vermeiden.
Solche Lookalikes und Soundalikes haben nach Angaben von Dr. Erhard Schmidt aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) schon Todesfälle verursacht. Das ist ein Thema, dem sich der Aktionsplan widmet.
Kritik verhallt nicht
Ein weiteres Problem: Patienten klagen seit langem über mangelnde Transparenz. Im Rahmen des Aktionsplans wurde deshalb ein Patienteninformationsblatt entwickelt und verteilt.
Die Datenbanken der Bundesinstitute wurden zugänglich, Informations- und Beratungsstellen wie Embryotox bekannt gemacht. Doch die Kritik verhallt nicht: "Die Problematik aus Sicht der Patienten besteht darin, dass es zu wenig gute Informationen gibt", sagte Hannelore Loskill, Vorsitzende des Deutschen Behindertenrats beim 4. Deutschen Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie am Donnerstag in Berlin.
Sie erneuerte eine Forderung, die auch der Vorsitzende der Qualitätssicherungsgremien der Bundesärztekammer, Dr. Günther Jonitz unterschreibt: Ein Studienregister muss her.
"Wir haben nach wie vor das Problem, dass für die ärztliche Medikation erforderliche Informationen der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen", sagte Jonitz.
Hecken klagt über "leidvolle Geschichte" mit E-Card
Ein Zwischenfazit für den Aktionsplan zog Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses: "Wir haben vieles an Einzelmaßnahmen erreicht, aber den entscheidenden Schritt haben wir nicht geschafft."
Verbesserungen seien auch durch die Frühe Nutzenbewertung erzielt worden. Der GBA als objektive Stelle erhalte nun Studien, die es bislang so nicht gegeben habe.
Für dringend geboten hält Hecken es aber angesichts zunehmender Multimorbidität, einen Überblick bei Polimedikation zu schaffen. "Wenn wir das hätten, wären wir einen Schritt weiter", sagte er und klagte über die "leidvolle Geschichte mit der elektronischen Gesundheitskarte".
Einen Anlauf dazu wagt nun ein Projekt im Rahmen des Aktionsplans: Ein Medikationsplan soll dem Patienten einen Überblick über alle Arzneimittel verschaffen, die ihm unterschiedliche Ärzte verordnen und die er in der Apotheke kauft.
Vorgesehen ist, dass den Plan in Papierform mit Barcode stets der Patient allein verwaltet.
Die Spezifikation ist entwickelt, die technische Machbarkeit wird erprobt. BMG-Abteilungsleiter Schmidt kündigte dazu ein Modellprojekt an. Im Erfolgsfall könnte das in die eGK integriert werden.