Amtsärzte - Konkurrenten für den Hausarzt?

Die Regionen kämpfen gegen den drohenden Ärztemangel. Jetzt melden sich die Amtsärzte zu Wort: auch sie seien doch ein Teil der ambulanten Versorgung. Aber müssen Hausärzte wirklich Konkurrenz erwarten?

Veröffentlicht:
Auch ein Beispiel ambulanter Versorgung durch den ÖGD: Grippeimpfung.

Auch ein Beispiel ambulanter Versorgung durch den ÖGD: Grippeimpfung.

© Kay Nietfeld / dpa

ERFURT (nös). In Zeiten drohenden Ärztemangels suchen die Verantwortlichen in den Regionen nach neuen Konzepten für die Versorgung.

Immerhin: Das Versorgungsstrukturgesetz soll mit etlichen Maßnahmen Ärzte in die Niederlassung locken. Stichworte sind die kleinteilige Bedarfsplanung und die Beteiligung der Länder.

Und auch die rund 3000 Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) stellen sich die Frage, ob und wie sie Teil der ambulanten Versorgung sein können.

Ein "klares Nein" kommt von den Landkreisen. "Der ÖGD hat wichtigere Aufgaben", sagte Jörg Freese vom Deutschen Landkreistag am Freitag beim 62. Kongress der Amtsärzte (BVÖGD) und Amtszahnärzte (BZÖG) in Erfurt.

Allerdings hätten die Kreise eine Menge Kompetenz einzubringen, etwa beim Rettungsdienst und den Kliniken.

Dem Nein widersprach Thüringens KV-Chefin Regine Feldmann: "Was ist denn ambulant? Impfen!" Und das sei eine typische Aufgabe des ÖGD.

Auch die MRSA-Bekämpfung "geht gar nicht ohne den ÖGD", wie die entsprechenden Netzwerke gegen multiresistente Erreger (MRE) zeigten. Dem pflichtete die BVÖGD-Vorsitzende Dr. Ute Teichert-Barthel bei: "Die Netzwerke funktionieren nur gemeinsam."

Doch dass dadurch im Gesundheitswesen effektiv Geld gespart werde, werde von den Kassen bislang nur wenig anerkannt.

"Dann findet sich auch eine Kasse, die zahlt"

Dr. Christian Peters vom AOK-Bundesverband stimmte ihr schmunzelnd zu: "Sie sparen unser Geld, nicht nur in der Prävention, auch bei der Vermeidung von Folgekrankheiten."

Teichert-Barthel forderte denn auch von den Kassen Finanzierungsmodelle für den ÖGD. Peters gab zu bedenken: "Wenn wir mit einem weiteren Sektor verhandeln, müssen wir das Geld woanders wegnehmen. Da strampeln die KVen. Solange Sie nicht mit allen reden, geht es nicht."

Dass Amtsärzte schon heute einen Teil der ambulanten Versorgung übernehmen, zeigen Beispiele aus den Regionen. In Berlin etwa betreut der ÖGD Sinti und Roma: "Die sind schwer krank, das kann kein Hausarzt alleine lösen", berichtete eine Teilnehmerin.

In Mainz werden Fälle von Tuberkulose zentral vom ÖGD behandelt, auch die Substitutionsbehandlung ist dort öffentliche Aufgabe.

Negativ-Beispiel aus sich des ÖGD ist die Polio-Impfung: "Seitdem die Kinderärzte sie machen, ist das im ÖGD vorbei, und nach der Einschulung geht alles schief", hieß es in Erfurt.

KV-Chefin Feldmann warb daher für Kooperation: "Definiert werden müssen die sozial-medizinischen Aufgaben. Das geht aber nur in den Regionen - und an einem Tisch."

AOK-Vertreter Peters: "Und dann findet sich auch eine Kasse, die das zahlt."

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Überraschender Fund

Erstmals wieder Polio-Wildviren im Abwasser nachgewiesen

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache