J1-Untersuchung

SMS-Erinnerung macht Jugendlichen Beine

Viele Jugendliche haben keinen Bock auf die J1-Untersuchung. Um einige dennoch dazu zu bewegen, reicht oft eine Erinnerung per E-Mail oder SMS aus, wie auf dem BVKJ-Kongress zu hören war.

Veröffentlicht:
SMS vom Jugendarzt erhalten?

SMS vom Jugendarzt erhalten?

© nenetus / fotolia.com

WEIMAR. Durch ein Recall-System, das ausschließlich auf web-basierte soziale Netzwerke ausgerichtet ist, kann die Inanspruchnahme von Jugendlichen an der Jugendgesundheitsuntersuchung (J 1) und der neuen Vorsorgen U 10 und U 11 beträchtlich gesteigert werden.

Das Erfolgsgeheimnis hierfür ist einfach, berichtete Dr. Burkhard Ruppert, Jugendmediziner aus Berlin, beim Kongress für Jugendmedizin in Weimar.

Kinder- und Jugendärzte sowie Allgemeinärzte, die fast ausschließlich die J 1 ausführen und abrechnen, müssten in ihrer Praxis ein aktives Recall-System einführen, in dem die Medizinischen Fachangestellten (MFA) die Jugendlichen persönlich über E-Mail oder SMS an die J 1 erinnern.

Im Jahr 2011 habe Ruppert damit begonnen, mit großem Erfolg. So haben in den Jahren 2011 und 2012 fast doppelt so viele Kinder die U 10 und U 11 wahrgenommen wie in den Jahren 2009 und 2010.

Noch frappierender sei der Effekt aber bei der J 1, die bundesweit im Durchschnitt nur von rund einem Drittel aller Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren in Anspruch genommen wird.

Schwer erklärbare Unterschiede bei der Teilnahme

Ausgangsbasis der Vergleichserhebung hierfür waren alle Kinder, die in der Praxis von Ruppert im Alter von fünf Jahren an der U 9 teilgenommen haben, also 86 Prozent der Fünfjährigen. Im Jahr 2011, in dem der Berliner Jugendmediziner das Recall-System in Gang setzte, hatten lediglich 29,5 Prozent aller U 9-Kinder auch die J 1 vornehmen lassen.

In den Jahren 2012 und 2013 waren es bereits 50 Prozent gewesen. Dabei fallen allerdings Unterschiede in den einzelnen Quartalen auf, die sich Ruppert auch nicht erklären kann.

Während zum Beispiel im dritten Quartal 2013 lediglich 31 Prozent der Kinder, die bei der U 9 gewesen waren, auch die J 1 wahrgenommen haben, waren es ein Quartal zuvor fast doppelt so viele Jugendliche gewesen (61 Prozent).

Organisatorisch müsse der Arzt dafür selbst nur wenig leisten, wenn zuvor innerhalb der Praxis die Struktur für das Recall-System der J 1 und auch für die Durchführung der Untersuchung selbst klar geregelt sei.

Aufgaben werden auf vier MFA verteilt

Ruppert beispielsweise hat die unterschiedlichen Aufgaben auf vier MFA verteilt, und zwar in eine Termin-MFA, eine Anmeldungs-MFA, eine Assistenz-MFA (für die eigentliche Untersuchung) und eine Springer-MFA (als Reserve und fürs Labor).

Eine solche Ausrichtung und Aufteilung zahle sich auch finanziell aus, da alle Vorsorgen und die damit zusammenhängenden Impfungen außerbudgetär erstattet würden.

Ruppert räumte ein, dass auch das in Berlin mittlerweile etablierte verbindliche Einladungswesen zu den Vorsorgen und zur J 1 mit zum Erfolg beigetragen habe. In Brandenburg erfolgt die verbindliche Einladung der Jugendlichen bereits seit dem Jahr 2000.

Die Teilnahmequote von Jugendlichen an der J 1 konnte seitdem von 23,8 Prozent auf immerhin 43,5 Prozent im Jahr 2012 hochgeschraubt werden. (ras)

Mehr zum Thema

Impfempfehlungen

Neuer STIKO-Chef fordert mehr Personal

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert