Koloskopie

Bei der Aufklärung an die Zielgruppe denken

Frauen sollen anders über Darmkrebsvorsorge informiert werden als Männer, Deutsche anders als Migranten. In der "Mannheimer Erklärung" fordern Experten qualifizierte Aufklärung.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Vorsorge-Koloskopien sollten noch mehr in Anspruch genommen werden, sagen Experten. Daher wollen sie besser informieren.

Vorsorge-Koloskopien sollten noch mehr in Anspruch genommen werden, sagen Experten. Daher wollen sie besser informieren.

© Hannes Magerstaedt/Felix Burda Stiftung

MANNHEIM. Darmkrebs lässt sich in vielen Fällen verhindern, wenn Vorsorge und Früherkennung mehr genutzt würden. "Darüber sollen die Menschen noch besser und individueller aufgeklärt werden, um eine informierte Entscheidung zu treffen".

Das fordern der Vorstandsvorsitzende der Stiftung LebensBlicke, Professor Jürgen Riemann aus Ludwigshafen, der Direktor der II. Medizinischen Klinik an der Mannheimer Universitätsmedizin Professor Matthias Ebert und Professor Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in der kürzlich vorgestellten "Mannheimer Erklärung".

"Junge Menschen müssen anders aufgeklärt werden als Ältere, Arbeiter anders als Akademiker, Frauen anders als Männer, Migranten anders als Deutsche, Risikogruppen anders als Menschen ohne Risiko", erläutert Riemann.

Die Krebsexperten mahnen konkrete Schritte an, um die zielgruppengerechte Aufklärung "zeitnah" umzusetzen. Grundlage der informierten Entscheidung sei das im Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz (KFRG) beschlossene organisierte Einladungsverfahren an die gesetzlich Versicherten.

Anders als beim Mamma-Screening solle die Information jedoch individuell erfolgen. Davon verspreche man sich eine bessere Inanspruchnahme der Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen, als dies beim Mammografie-Screening der Fall sei, sagte der Ludwigshafener Gastroenterologe.

Um die im KFRG geregelte umfassende und verständliche Information der Anspruchsberechtigten über Chancen und Risiken, Nutzen und Schaden der Darmkrebsvorsorge und -früherkennung zu gewährleisten, sollten qualifizierte Ärzte dies vornehmen, heißt es in der Stellungnahme.

Befunde zentral dokumentieren

Das ärztliche Beratungsgespräch sollte strukturiert und auf der Grundlage aktueller Empfehlungen, etwa der S3-Leitlinie, erfolgen. Dafür sollten für die beratenden Ärzte Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Die Unterzeichner regen an, dass die Befunde der Präventionsmaßnahmen nach dem Vorbild des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) zur Qualitätssicherung dokumentiert werden. Die so gewonnenen Erkenntnisse könnten auch der informierten Entscheidung der Bürger dienen.

Die im Nationalen Krebsplan vorgesehene Evaluation der Darmkrebsvorsorge und -früherkennung im Hinblick auf Inzidenz, Mortalität und Häufigkeit von Intervallkarzinomen solle mithilfe der Krebsregister der Länder umgesetzt werden.

Die Unterzeichner fordern außerdem, dass die Darmkrebsvorsorge mit dem anstehenden Präventionsgesetz noch stärker in das betriebliche Gesundheitsmanagement eingebunden werden müsse.

Außerdem sollten alle Daten, die mit der Evaluation und über das Qualitätsmanagement erhoben werden, der Öffentlichkeit, den Kostenträgern und Entscheidern im Gesundheitswesen und den Anspruchsberechtigten zugänglich gemacht werden.

Auch wird dafür plädiert, die Weiterentwicklung der Darmkrebsvorsorge und der risikoadaptierten Vorsorge über den geplanten Innovations- und Forschungsfonds des GBA zu fördern.

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