Kongress

Gender Medizin gewinnt an Boden

Gesundheit wird immer häufiger auch unter geschlechtsspezifischen Aspekten diskutiert. Neu im Kongresskalender ist der 1. Bundeskongress Gender- Gesundheit in Berlin.

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BERLIN. "Das Gesundheitswesen wird von den Frauen getragen, aber von der Politik, über die Forschung bis zur Verwaltung von Männern beherrscht", sagt die Berliner Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Martina Kloepfer.

Selbst in Italien und der Türkei spielten Frauen im Gesundheitswesen eine bedeutendere Rolle in der Steuerung der Versorgung als hierzulande. Diese Fragmentierung gelte es zu überwinden.

Um dies voranzutreiben, hat sie die 500 Akteurinnen mit den höchsten Funktionen in der Gesundheitspolitik und des Gesundheitswesens für den 21. und 22. März nach Berlin zum 1. Bundeskongress Gender Gesundheit eingeladen. Schon jetzt stehe fest, so die Veranstalter, dass es 2014 einen 2. Bundeskongress Gender Medizin geben werde.

Das Verhältnis von Frauen zu Männern in der Versorgung wäre für die Qualität der Versorgung unproblematisch, wenn sich nicht männliche und weibliche Gesundheit voneinander unterscheiden würden, sagen die Veranstalter des Berliner Kongresses.

Nach wie vor aber konzentriere sich die Ausbildung des Medizinernachwuchses auf den männlichen Körper. Die meisten Wirkstoffe würden eher mit Blick auf die Therapie von Männern getestet, obwohl sie im weiblichen Körper anders verstoffwechselt würden, sagt Kloepfer.

Viel Energie steckten Politik, Selbstverwaltung und Industrie in die personalisierte Medizin. Dabei sei die naheliegendste Differenzierung noch nicht angegangen, nämlich die in weibliche und männliche Medizin.

Von Genderaspekten berührt ist auch die Gesundheitsökonomie. "Es ist noch nicht erhoben, welche Effizienzen darin stecken könnten, wenn Gesundheit und Versorgung männlich und weiblich gedacht würden," sagt Martina Kloepfer.

Thema des Kongresses sind daher auch die gesellschaftlichen Anforderungen an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie geschlechterspezifische Versicherungs- und Finanzierungsmodelle.

Der Genderaspekt gewinnt in der Versorgungsdebatte an Boden. Ablesen lässt sich das an der wachsenden Zahl von Studien, Veröffentlichungen und auch Kongressen zu diesem Thema. Noch in diesem Frühjahr will das Robert Koch-Institut zum ersten Mal einen Männergesundheitsbericht vorlegen.

Ende Januar steht der erste Männergesundheitskongress, ausgerichtet von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Berlin auf dem Programm, dem ein Männer-Gesundheitssymposium im Juni folgen wird.

Bereits eingeführt ist das Symposium zur Gendermedizin in der Charité, die das einzige Institut für Geschlechterforschung in der Medizin in Deutschland unterhält. (af)

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