Demenz mit unter 70

Andere Angebote dringend nötig

Demenz ist nicht nur eine Alten-Krankheit. Eine Studie in NRW lässt erkennen, dass Versorgung und Beratung überwiegend auf alte Patienten fokussiert sind. Angehörigen von Früherkrankten fehlen Anlaufstellen.

Von Nina Nöthling Veröffentlicht:

Flickenteppich: Jüngere an Demenz erkrankte Patienten benötigen spezifische Versorgungsangebote. freshidea / fotolia.com

KÖLN. In der Arbeit mit früh an Demenz Erkrankten fehlen in Nordrhein-Westfalen vor allem Angebote für den Austausch und Hintergrundinformationen. Das ergab eine nicht repräsentative Studie des Projekts "FrühLink". Gleichzeitig fehlen spezifische Versorgungsangebote für diese Gruppe.

Das zweijährige Projekt "FrühLink" wurde von der Alzheimer Gesellschaft Münster initiiert und unterstützt vom Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW, der LWL-Klinik Münster und der Techniker Krankenkasse.

Durch Fragebögen und Interviews ermittelten die Experten, in welchen Lebensbereichen Teilnehmer mit jüngeren Demenzkranken zusammen treffen, welche Probleme auftreten und welche Hilfestellungen Patienten bereits bekommen.

Die Auswertung hat gezeigt, dass Angehörige, professionell Tätige und andere Interessierte sich mehr Möglichkeiten für den Austausch mit Menschen in der gleichen Situation wünschen sowie den einfacheren Zugang zu Hintergrundinformationen.

18.000 Betroffene in NRW

Experten gehen davon aus, dass bundesweit etwa jeder Tausendste von Demenz im frühen Alter betroffen ist. Das sind 80.000 Bürger, davon 18.000 in NRW. Demenz gilt als Alten-Krankheit, deshalb sind viele Programme und Angebote auf Menschen ab 70 Jahre abgestimmt.

"Früherkrankte Menschen brauchen häufig eine ganz andere Art von Beratung und Unterstützung als ältere Demenzkranke", sagte Martina Hoffmann-Badache, Staatssekretärin im nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium bei der Präsentation des Projekts.

Aus "FrühLink" heraus sind zwei Broschüren entstanden: eine Liste aller aktuellen Angebote in NRW und eine Handreichung mit Alltagstipps zum Umgang mit jüngeren Demenzkranken.

Wenn bei einer Veranstaltung Volkslieder gesungen werden, fühlen sich jüngere Demenzkranke, die auf Rock stehen, fehl am Platz, sagt Dr. Elisabeth Philipp-Metzen, Leiterin von "FrühLink" und Gerontologin.

Demenzerkrankte mit 50 oder 60 Jahren sind außerdem noch leistungsfähiger als 80- bis 90-jährige, haben oft jugendliche Kinder und fühlen sich in Angeboten nicht wohl, bei denen sie lediglich Betreute sind, erklärt sie.

Informationen in kleinen Brocken

Dieser und weitere Tipps werden in einer der Broschüren leicht verständlich präsentiert. Sie soll Angehörige und Menschen unterstützen, die im beruflichen oder außerfamiliären Bereich mit Demenz in Berührung kommen.

Sie sollen etwa darauf achten, Erkrankte auf Augenhöhe anzusprechen. In einem Café überfordert es den Patienten, wenn ihm die gesamte Kuchenauswahl in einem langen Satz präsentiert wird. Es ist wichtig, die Informationen in kleine Brocken zu verpacken, sagt Philipp-Metzen.

Die Frage: "Möchten Sie Schwarzwälder-Kirsch-Torte essen?", wäre in diesem Fall besser, erklärt sie. Bei Veranstaltungen können jüngere Patienten eingebunden werden, zum Beispiel als Assistent.

Im Zuge der Studie haben die Forscher eine Liste aller aktuellen Therapie- und Selbsthilfeangebote für Demenzerkrankte und Angehörige in NRW erstellt. Sie zeigt, dass 28 Städte und Kreise von insgesamt 53 keine Angebote zur Selbsthilfe haben.

Dazu gehören unter anderem Essen, Hamm, Mönchengladbach und der Rhein-Sieg-Kreis. Philipp-Metzen gibt zu bedenken, dass Kliniken und Praxen in diesen Gebieten zwar zum Teil in den eigenen Häusern Selbsthilfegruppen veranstalten, sie sind aber auf die eigenen Patienten beschränkt.

Als nächster Schritt des Projektes ist "FrühLink II" geplant. Dieses Projekt soll das Angebot in den weißen Flecken ausbauen, kündigt Philipp-Metzen an. Dafür sollen örtliche ehrenamtliche Unterstützer geschult und trainiert werden. Zudem will "FrühLink II" Starthilfen zur Verfügung stellen. Die Techniker Kasse hat bereits eine Förderung zu gesagt.

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