Pflegekräfte befragt

Viele Schwachstellen im OP

In deutschen Operationssälen gibt es offenbar erhebliche Schwachstellen. Das zeigen Erhebungen des aktuellen OP-Barometers.

Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Hoher Krankenstand, Personalknappheit und Defizite bei der Hygiene - in deutschen Operationssälen gibt es viel zu verbessern. Das zeigen Ergebnisse des OP-Barometers 2015.

Für die Erhebung wurden 1730 Mitarbeiter aus der OP- und Anästhesiepflege vom Zentrum für Gesundheitswirtschaft und -recht der Frankfurter University of Applied Science befragt.

Die OP-Mitarbeiter waren bei unterschiedlichen Trägern beschäftigt. Heraus kam unter anderem, dass viele Werte deutlich schlechter als bei den beiden vorherigen OP-Barometern in den Jahren 2011 und 2013 ausfielen.

So gaben im vergangenen Jahr 64 Prozent der Befragten an, mit ihrem Arbeitsplatz eher zufrieden zu sein. Vier Jahre zuvor hatte dieser Wert noch bei 71 Prozent gelegen, 2013 bei 68 Prozent.

Ein Grund dafür könnte sein, dass drei Viertel der OP-Mitarbeiter das Gefühl haben, ihre Arbeitsbelastung habe in den vergangenen zwei Jahren zugenommen, nur zwölf Prozent antworteten hier mit Nein.

Mehr als jeder Zweite (52 Prozent) ist der Auffassung, es gebe nicht genug Personal um die anfallende Arbeit zu bewältigen.

Ihre Arbeit anerkannt sehen deutlich mehr OP-Mitarbeiter durch Ärzte (52 Prozent) als durch die Krankenhausleitung. Hier antworteten nur 27 Prozent mit Ja, während 53 Prozent ihre Leistung von der Klinikleitung nicht anerkannt sahen.

Sehr hoher Krankenstand angeführt

Erschreckend ist der hohe Krankenstand unter den Pflegekräften im OP. So gaben 61 Prozent der Umfrageteilnehmer an, ihre Berufsgruppe leide unter einem sehr hohen Krankenstand. Nur 22 Prozent verneinten diese Frage.

Nachdenklich stimmt auch: 34 Prozent sehen in ihrer Klinik Probleme bei der Steri-Qualität.

Allerdings hat es hier in den vergangenen vier Jahren offenbar eine positive Entwicklung gegeben. Denn 2011 lag dieser Wert noch um zehn Prozent höher, 2013 noch um fünf Prozent.

Nahezu jeder Vierte (23 Prozent) gab an, in seinem OP-Bereich würden die Hygienerichtlinien nicht immer streng eingehalten. Mehr als jeder zweite (57 Prozent) beklagte viele unnötig lange Wartezeiten in seinem Zuständigkeitsbereich.

Interessant aus ärztlicher Sicht: Mehr als jeder zweite OP-Mitarbeiter (51 Prozent) wäre generell bereit, ärztliche Tätigkeiten zu übernehmen. Bei den Anästhesiepflegekräften lag dieser Wert sogar bei fast 66 Prozent.

Doch trotz aller Missstände würden über 60 Prozent sich wieder für ihren Beruf entscheiden. Und im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen machen sich viele OP-Kräfte (66 Prozent) kaum Sorgen um ihren Arbeitsplatz. (chb)

Mehr zum Thema

Kolumne „Aufgerollt“ – No. 14

Bruchlandung

Versorgungsanalyse

Alter der Praxisinhaber: So stark variieren die Bundesländer

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren