Qualitätsorientierte Vergütung: ein unerforschtes Areal

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BERLIN (af). Die qualitätsorientierte Vergütung für Ärzte bleibt ein unerforschtes Areal. Für die gesetzlichen Krankenkassen gebe es keine Studien zu dem Thema, sagte Torsten Fürstenberg vom Berliner IGES-Institut beim "Innovationskongress 2010" in Berlin.

Die Effizienz von Anreizsystemen in der Honorierung sei für Deutschland nicht nachgewiesen. In den USA und Großbritannien, wo es Belege für die Qualitätsverbesserung durch monetäre Anreize gebe, seien diese nicht nachhaltig. Nach anfänglichen Erfolgen, seien die Effekte verpufft.

Mehr Geld für bessere Leistung könne auch eine Verschlechterung der Versorgung bedeuten. Im Anreizsystem erfolgreiche Ärzte könnten sich auf die Behandlung von Patienten mit nachgewiesenermaßen guter Compliance konzentrieren. Bekannt sei, dass sich parallel ein Niedrigqualitätssektor entwickele, den Ärzte bedienten, die wegen schlechter Leistungen nicht vom Anreizsystem belohnt würden.

Unbekannt sei auch, wann ein monetärer Impuls wirkt. "Der Anreizbetrag steht nicht in linearem Zusammenhang zur Wirkstärke des Anreizes", sagte Fürstenberg. In der Nähe des Wunscheinkommens nehme die Wirkung stark ab. Viele Ärzte lehnten Boni ab, wenn sie deswegen nicht mehr selbstbestimmt arbeiten könnten. Auch die damit verbundene Büroarbeit habe negative Auswirkungen.

Ansetzen lasse sich beim fein gesponnenen Netz von Anreizen im GKV-System, die evolutionär weiterentwickelt werden sollten, empfahl Fürstenberg. Wichtig seien auch Infos über die Qualität ärztlicher Leistungen. Dies müsse nicht unbedingt bedeuten, dass Ärzte öffentlich an den Pranger gestellt werden. Sanktionen für schlechte Leistungen bis zum Entzug der Approbation seien wichtig für die Weiterentwicklung der Qualität im Gesundheitswesen.

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