Hausbesuche

Assistentinnen nicht nach EBM bezahlt

Praxisassistentinnen sollen Ärzte entlasten. In Niedersachsen wird über die Vergütung diskutiert.

Veröffentlicht:

HANNOVER. Erstmals wurden in Niedersachsen 20 Arzthelferinnen zu nicht-ärztlichen Praxisassistentinnen (NÄPA) ausgebildet. Jetzt sollen sie im ländlichen Landkreis Emsland ihre Chefs entlasten.

"In diesem Umfang ist das Projekt einmalig in Deutschland", sagt Dr. Gisbert Voigt, Vizepräsident der Ärztekammer Niedersachsen. Er kann sich vorstellen, dass viele NÄPA den künftigen Mangel an Hausärzten abfedern könnten.

"Wir könnten locker sofort einen neuen Kurs im Emsland füllen", erklärt er. Gerade in ländlichen Gebieten wäre das in Zukunft dringend nötig. In Niedersachsen seien derzeit gut 400 Hausarztstellen unbesetzt, so Voigt. Aber - wer zahlt?

Das Modell NÄPA stamme von der Bundesärztekammer und werde in Niedersachsen nun erstmals in größerem Umfang eingesetzt. Der Aufwand ist erheblich. Die Fortbildung zur NÄPA umfasst 270 Stunden und kostet 1500 Euro.

Die Kosten werden in Niedersachsen zum Teil aus EU-Mitteln vom Land bezahlt ("IWiN - Individuelle Weiterbildung in Niedersachsen") und zu einem Drittel vom Praxischef, erklärt Voigt. "Es geht hier klar um Delegation von ärztlichen Leistungen wie die Betreuung geriatrischer Patienten, um Wundversorgung oder auch palliativmedizinische Anteile", betont er, "nicht aber um die Substitution ärztlicher Kompetenzen."

Bezirk muss unterversorgt sein

Aber einen Haken hat der Plan: "Wenn Praxismitarbeiterinnen auf Hausbesuch fahren, werden sie nicht nach EBM bezahlt, solange der Bezirk bei Hausärzten nicht als unterversorgt gilt", kritisiert Voigt.

Als hausärztlich unterversorgt gilt ein Bezirk, wenn der Versorgungsgrad mehr als 25 Prozent unter der Planungsziffer liegt. Dies erfüllt in Niedersachsen derzeit kein einziger Bezirk. Insgesamt liegen acht von 44 Kreisen unter 90 Prozent Versorgungsgrad bei der hausärztlichen Versorgung.

Für Hausbesuche von NÄPA würden rund fünf Euro gezahlt, so Voigt. Mit dem EBM wären es 17 Euro pro Besuch.

Die AOK Niedersachsen wäre wohl zu einem Modellprojekt bereit, hieß es, aber grundsätzlich seien die Kassen sehr zurückhaltend, sagt Voigt: "Wir wollen auch schon nach EBM abrechnen können, wenn Untersorgung zwar noch nicht eingetreten ist, aber droht einzutreten."

"Unter 90 Prozent wird es kritisch", sagt Detlef Haffke, Sprecher der KV Niedersachsen. Am schlechtesten ist der Heidekreis mit Hausärzten versorgt (Versorgungsgrad 81 Prozent). Einige andere Kreise gelten nominell als deutlich überversorgt wie Northeim mit 130 Prozent. (cben)

Mehr zum Thema

Berufliche Qualifikation

Ärztetag fordert von der EU Priorität für Gesundheitsthemen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Digitalpläne von Gesundheitsminister Lauterbach

Neue gematik: Digitalagentur soll mehr Durchgriffsrechte für stabile TI bekommen

Harndrang und häufiges Wasserlassen

Reizblase: Da mischt oft die Psyche mit

Versorgung bei chronischen und/oder infizierten Wunden

Produkte zur Wundbehandlung: Hecken offen für Fristverlängerung bei Nutzenbewertung

Lesetipps
 beta-Amyloid an den Neuronen

© Getty Images / iStockphoto

Gastbeitrag

Die neue Alzheimer-Definition ist fragwürdig