UND SO SEH´ ICH ES

Das Popeye-Prinzip der elektronischen Gesundheitskarte

Veröffentlicht:

Was hat Spinat mit der eGK, der elektronischen Gesundheitskarte, gemeinsam? Dumme Frage, werden Sie sagen - und auf den ersten Blick haben Sie sogar Recht. Ein kleiner Zusammenhang besteht allerdings dennoch. Und der soll hier erklärt werden.

Gute siebzig Jahre ist es her, im vorigen, dem 20. Jahrhundert, da haben alle besorgten Mütter ihre Kinder mit Spinat gefüttert, damit sie genug Eisen bekämen und so gesund, so groß und stark würden wie der Matrose Popeye, der Held unzähliger US-Comics, der nach dem Konsum einer Spinatkonserve gewaltige Kräfte entwickelte und die unmöglichsten Heldentaten vollbrachte. Die Kinder konnten noch so viel jammern und weinen, weil sie keinen Spinat mochten - es half ihnen nichts, da blieben fast alle Mütter unnachgiebig.

Ärzte sind keine Kinder, denen man etwas aufzwingen kann.

Für die Hersteller waren die Spinatkonserven eine Goldgrube. Bis sich eines Tages herausstellte, dass der Spinat gar nicht so eisenhaltig ist, wie man glaubte - es war ein falsch gesetztes Komma, das ihm dieses Renommee verschafft und den Kindern das Leben schwer gemacht hatte.

Doch was hat das alles mit der eGK zu tun? Genauso wie die Mütter ihren Kindern den Spinat aufgezwungen haben, genauso will die Regierung der Bevölkerung partout die eGK aufzwingen, selbst wenn viele Tausende von Ärzten der Meinung sind, dass die eGK nicht den Nutzen bringen wird, der von ihren Befürwortern propagiert wird. Am Dienstag nächster Woche beginnt der 111. Deutsche Ärztetag in Ulm.

Eines der wichtigsten Themen wird die Einführung der eGK sein, die von fast allen Ärzten vehement abgelehnt wird. Dennoch ist anzunehmen, dass der Vorstand der Bundesärztekammer - bei allem Verständnis für die Vorbehalte der Mehrheit der Ärzteschaft - einem Konflikt mit der Regierung aus dem Weg gehen und sich bemühen wird, seinen eigenen Modus der eGK durchzusetzen. Und da sind wir wieder bei der Sache mit den Kindern, die keinen Spinat essen wollen.

Die Ärzte sind nämlich keine Kinder, die sich die eGK aufzwingen lassen wollen. Und die auch keine Lust haben, immer wieder etwas gegen ihren Willen zu schlucken.

Das meint

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer