Unfallchirurgen voll des Lobes

E-Notfalldaten bringen echten Nutzen

Die Unfallchirurgen sprechen sich für eine zügige Umsetzung des Notfalldatensatzes auf der E-Card aus. Die Tests dafür laufen bereits.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

BERLIN. Lob für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) und ihre Telematikinfrastruktur gibt es eher selten. Beim geplanten Notfalldatensatz, der ab Januar 2018 auf der eGK gespeichert und im Notfall durch Ärzte abrufbar sein soll, erhält die Betreibergesellschaft der Telematikinfrastruktur, die gematik, nun aber Unterstützung von den Unfallchirurgen.

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sieht in dem elektronischen Notfalldatensatz nämlich einen "erheblichen Nutzen für die künftige Patientenversorgung".

Er enthalte alle notfallrelevanten medizinischen Informationen zur Patientengeschichte: Diagnosen, Medikation, Allergien und Unverträglichkeiten. "Der schnelle Zugriff auf Notfalldaten ist wichtig für die Behandlung eines Schwerverletzten", betont DGU-Generalsekretär Professor Reinhard Hoffmann.

Dabei ist die elektronische Vernetzung für Ärzte und Pflegeteams in der Notfallversorgung bereits heute Standard.

"Die Möglichkeit zu Teleradiologie und Telekonsultation ist schon jetzt eine Anforderung an jedes zertifizierte Traumazentrum. Den telemedizinischen Zugriff auf Notfalldaten erachten wir als sinnvolle Ergänzung", so Hoffmann weiter.

Tests laufen seit Mai

Vor allem angesichts der stetigen Zunahme von älteren Sturzpatienten hat die Einführung des Notfalldatensatzes (NFD) nach Ansicht der Unfallchirurgen hohen Wert - da es die Teams hier mit multimorbiden Patienten zu tun hätten, die oft viele Medikamente einnähmen.

"Die notfallrelevanten Daten helfen uns, schnell die richtige Entscheidung zu treffen und einen ungünstigen Krankheitsverlauf infolge gefährlicher Wechselwirkung von Medikamenten abzuwenden", sagt denn auch Professor Michael Johannes Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster (UKM), die von der DGU als überregionales Traumazentrum zertifiziert ist.

Die Tests zum elektronischen Notfalldatensatz, der für die Patienten übrigens eine freiwillige Anwendung der Gesundheitskarte ist, laufen bereits seit Mai. Bis Ende November werden in der Region Münster unter realen Bedingungen noch von Praxen und Kliniken die Notfalldaten für rund 4000 Patienten erfasst.

Auch Angaben zu Patientenverfügung und Organspendeausweis möglich

Das Ganze findet im Rahmen des Forschungsprojekts "NFDM-Sprint" des Uniklinikums Münster statt. Damit ist auch die wissenschaftliche Evaluation des Tests gesichert.

Neben den Notfalldaten können auf Wunsch des Patienten "Persönliche Erklärungen" aufgenommen werden, dies beinhaltet Angaben zu einer Patientenverfügung oder etwa den Organspendeausweis.

"Ziel des Pilotprojekts ist es, den Prozess der Anlage von Notfalldaten zu analysieren und dabei für den zukünftigen Einsatz zu optimieren", erläutert Dr. Christian Juhra, Chirurg am UKM sowie verantwortlich für das NFDM-Sprint-Forschungsprojekt. Auftraggeber und Leiter des Projekts NFDM-Sprint sind die gematik und die Bundesärztekammer .

"Wir hoffen auf einen erfolgreichen Verlauf dieser Forschungsphase, sodass der Notfalldatensatz bundesweit schnell zur Anwendung kommen kann", sagt Hoffmann.

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