Cebit / E-Health

Lauterbach will Digitalisierung beschleunigen

SPD-Gesundheitsexperte Professor Karl Lauterbach fürchtet, die Selbstverwaltung bremst die Digitalisierung aus.

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HANNOVER. Dass digitale Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen kaum vorankommen, liegt nicht zuletzt an der Selbstverwaltung. Davon ist SPD-Gesundheitsexperte Professor Karl Lauterbach überzeugt. Auf dem Healthcare-IT-Summit bei der CeBIT in Hannover räumte Lauterbach ein, das E-Health-Gesetz sei ein wichtiger Schritt gewesen, habe die Tatsache, dass die Bundesrepublik mit ihrer digitalen Infrastruktur in der Gesundheitsversorgung hinterherhinkt, aber nicht wesentlich verändert: "Das Gesetz ist nicht wirklich ein großer Wurf", kommentierte der SPD-Fraktions-Vize im Bundestag.

Als die Idee der elektronischen Gesundheitskarte im Jahr 2002 unter seiner Beteiligung aus der Taufe gehoben wurde, habe er "nie gedacht, dass das Projekt 15 Jahre später – und nach hohen Investitionen – immer noch nicht umgesetzt ist". In diesem Zusammenhang übte er Kritik an der Selbstverwaltung. Die bremse solche Vorhaben der Regierung in der Umsetzung aus.

Das liegt nach Lauterbachs Ansicht unter anderem etwa daran, dass die Gremien fürchteten, Honorare würden aus anlogen Einrichtungen – wie Praxen und Kliniken – abgezogen, um in digitalen Strukturen im Gesundheitswesen investiert zu werden. Deshalb sei es nicht im Sinne der Selbstverwaltung, Tempo bei der Digitalisierung zu machen. Dies habe die Regierung mit dem E-Health-Gesetz erst durch Druck einfordern müssen.

Die Selbstverwaltung habe viele Vorzüge. Ziel in der nächsten Legislatur müsse es aber sein, das Selbstverwaltungssystem unter die Lupe zu nehmen und Schwachstellen auszubessern, um den Ausbau digitaler Infrastruktur im Gesundheitswesen schneller voranzutreiben.

Der digitale Wandel mit Dr. Google und Gesundheitsapps verändert Lauterbach zufolge auch zunehmend die Beziehung zwischen Arzt und Patient: "Mediziner müssen sich sehr viel stärker darauf einstellen, dass der Patient besser informiert ist – und besser informiert werden will", betonte Lauterbach. Dieses Mehr an Patientenbeteiligung sei allerdings keine Bedrohung, sondern eine Chance für Ärzte.

Diese Chance zu nutzen, setze eine neue Denkweise voraus. "Heute sollten sich Arzt und Patient als Team sehen", sagte Lauterbach. "Ärzte, die darin eine Gelegenheit sehen zu lernen und sich auf neue Bedürfnisse einstellen können, werden mit den Veränderungen, die die Digitalisierung in der Zukunft bringt, gut leben können."(mh)

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