Telemedizin-Projekt

Konsil für Pädiater

Rat von Spezialisten über eine sichere Datenleitung: Ein Telemedizin-Projekt unterstützt Allgemeinpädiater bei schwierigen Fällen. Bald soll es in die Normalversorgung gehen.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Seltene und chronische Erkrankungen treten nach Angaben des Augsburger Pädiaters Dr. Martin Lang bei Kindern und Jugendlichen immer häufiger auf. Spezialisierte Pädiater stehen aber nicht überall zur Verfügung.

Ein telemedizinisches Expertenkonsil mit dem Namen PädExpert® soll nun die wohnortnahe ambulante Versorgung von betroffenen Kindern verbessern.

Nach einer dreijährigen Pilotphase, die vom Bayerischen Gesundheitsministerium gefördert wurde, soll das Projekt demnächst in die Normalversorgung gehen, kündigte Lang, der Vorsitzender der Kinder- und Jugendärzte Bayern (BVKJ) ist, bei einer gemeinsamen Fachtagung der Bayerischen TelemedAllianz (BTA) und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) in München an.

Sichere Datenverbindung

Mit PädExpert® können Allgemeinpädiater spezialisierte Kinder- und Jugendärzte - wie etwa Kindernephrologen oder Kinderkardiologen - über eine sichere Datenverbindung konsultieren. Dabei erfasst der behandelnde Kinderarzt die Symptome und Befunde in einem eigens dafür entwickelten Programm.

Der Spezialist beurteilt die Daten, kann Rückfragen stellen und Empfehlungen zur weiteren Diagnostik oder Therapie geben. Entwickelt wurde das IT-Programm von Lang und den beiden Kollegen Dr. Otto Laub aus Rosenheim und Dr. Landendörfer aus Nürnberg.

Zu den Grundlagen des Programms, das derzeit von etwa 50 Kinder- und Jugendärzten bei bisher 252 Konsultationen getestet wurde, gehören auch standardisierte Algorithmen, die Empfehlungen von medizinischen Gesellschaften sowie entsprechende Behandlungsleitlinien.

Die Diagnose werde damit deutlich beschleunigt und im Schnitt etwa zwölf Tage früher gestellt als ohne PädExpert®, erklärte Lang. Den Patienten würden insbesondere im ländlichen Raum Wartezeiten und zum Teil lange Fahrtzeiten erspart. Der durchschnittliche Zeitaufwand beim Allgemeinpädiater betrage etwa 22 Minuten pro Fall.

Während der Pilotphase konnte mit Hilfe von PädExpert® in 65 Prozent der Fälle eine Diagnose gestellt werden, in der Kinderhämatologie oder der Kinderrheumatologie betrage die Quote sogar um die 90 Prozent, berichtete Lang.

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