Tür zu bei offenem Immobilienfonds

Erfasst die Finanzkrise nun auch die offenen Immobilienfonds? Der Anbieter KanAm hat nach hohen Mittelabflüssen seine beiden Grundinvest-Fonds geschlossen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Die Sorge um das Ersparte macht auch vor offenen Immobilienfonds nicht halt.

Die Sorge um das Ersparte macht auch vor offenen Immobilienfonds nicht halt.

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Die Finanzkrise scheint nun auch auf die offenen Immobilienfonds über zu greifen. Nach hohen Mittelabflüssen hat die Kapitalanlagegesellschaft KanAm ihre beiden US-Grundinvest-Fonds vorübergehend eingefroren. Für zunächst drei Monate können Anleger ihr Geld aus den beiden insgesamt rund 5,4 Milliarden Euro schweren Fonds nicht abziehen.

Der Schritt hat erhebliche Unruhe unter Anbietern offener Immobilienfonds ausgelöst. "Es besteht die Gefahr, dass Anleger nun auch aus anderen Branchenprodukten panikartig ihr Geld abziehen", sagt ein Fondsmanager. Dies ist in Großbritannien bereits geschehen. Als Folge sind derzeit sämtliche britischen offenen Immobilienfonds eingefroren. In Deutschland haben Anleger nach Angaben des Fondsverbands BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e.V.) insgesamt 89 Milliarden Euro in offene Immobilienfonds investiert.

Anders als Aktien können Immobilien nicht von einem Tag auf den anderen verkauft werden. Das Investmentgesetz schreibt deshalb vor, dass ein Fonds Anlegern kein Geld rückerstatten darf, wenn seine Liquiditätsquote die Schwelle von fünf Prozent unterschreitet.

"Offene Immobilienfonds sind kein Tagesgeldersatz, sondern Investmentprodukte für langfristig orientierte Anleger", sagt BVI-Sprecher Andreas Fink. Anders als Aktienfonds, die seit Jahresbeginn hohe Wertverluste erlitten hatten, weisen offene Immobilienfonds laut Fink im Schnitt eine Rendite von 4,9 Prozent auf. "Es besteht deshalb kein Grund, jetzt diesen Produkten den Rücken zu kehren."

Andere Fondsanbieter versichern, ihre Produkte verfügten bislang über ausreichend Liquidität. "Wir sehen für unsere offenen Immobilienfonds keine Veranlassung zu einer vorübergehenden Aussetzung der Rücknahme der Anteilsscheine", sagt etwa ein Sprecher der Deutschen Bank. Die Liquiditätsquote betrage beim Grundbesitz Europa aktuell 38,3 Prozent und beim Grundbesitz Global 28,7 Prozent.

"Der US-Grundinvest ist mit anderen offenen Immobilienfonds nicht zu vergleichen", ergänzt BVI-Sprecher Fink. Der KanAm-Fonds notiert als einziges Branchenprodukt in US-Währung und ist ausschließlich in nordamerikanischen Gewerbeimmobilien investiert. Einige Anleger hätten aus Sorge über die Rezession in den USA ihr Geld abgezogen, sagt KanAm-Sprecher Michael Birnbaum. Andere hätten die hohe Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro genutzt, um Gewinne mitzunehmen. Birnbaum: "Inklusive Wechselkursgewinnen weist der Fonds auf Jahresbasis eine Rendite von rund 20 Prozent auf."

Sollten Anleger nun Liquiditätsengpässe bei weiteren offenen Immobilienfonds fürchten, könnte dies eine Verkaufspanik auslösen, sagt Beatrix Boutonnet vom Branchendienst Fondstelegramm.de. "Fließt plötzlich sehr viel Geld ab, könnten die Kapitalanlagegesellschaften gezwungen sein, weitere Fonds einzufrieren."

Fonds müssen gesperrt werden, wenn die Liquiditätsquote auf fünf Prozent fällt. Nach dem Investmentgesetz können die Gesellschaften Fonds bis zu zwei Jahre schließen, um zu verhindern, dass Immobilien übereilt und unter Wert verkauft werden. Die Anleger könnten in dieser Zeit zwar nicht an ihr Kapital gelangen, würden aber die Ausschüttungen aus den Mieterträgen erhalten.

Offene Immobilienfonds

Über offene Immobilienfonds können sich Anleger an der Mietrendite und der Wertentwicklung von Büro- und Gewerbeimmobilien mit relativ kleinen Beträgen beteiligen. Die Manager der Immobilien-Fonds kaufen einige Immobilien. Bei deutschen Offenen Immobilienfonds ist gesetzlich vorgeschrieben, dass der Fonds mindestens 15 Objekte umfassen muss. Das ergibt eine Streuung der Anlegergelder und somit eine Verminderung des Risikos für die Anleger. Offene Immobilienfonds unterliegen in Deutschland der staatlichen Aufsicht und Kontrolle durch die Aufsichtsbehörde BaFin.

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