Unfallversicherer profiliert sich mit Reha-Management

Wer nach einem Unfall schnell eine professionelle Reha bekommt, kommt eher ohne bleibende Schäden davon. Unfallversicherer wollen jetzt davon profitieren.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:
Logo an der Fassade der Filialdirektion der Signal Iduna Gruppe in Dortmund.

Logo an der Fassade der Filialdirektion der Signal Iduna Gruppe in Dortmund.

© Cord / imago

DORTMUND. Unfallversicherer wollen über ihre Rolle als passive Zahler hinauswachsen und verunglückte Kunden bei der Organisation der medizinischen Behandlung unterstützen. Die Dortmunder Signal Iduna hat Policen mit einem integrierten Reha-Management auf den Markt gebracht. Verunglückte können die Leistungen auch dann in Anspruch nehmen, wenn noch gar nicht feststeht, dass sie einen bleibenden gesundheitlichen Schaden haben. "Das ist ein kleiner Paradigmenwechsel", sagte Dr. Jochen Tenbieg, Abteilungsdirektor Unfall Produktmanagement bei der Signal Iduna.

Anders, als viele Kunden glauben, zahlt eine herkömmliche Unfallversicherung nicht nach einem Ski- oder Verkehrsunfall, sondern nur bei einer Invalidität des Kunden.

"Unmittelbar nach einem Unfall ist aber nicht klar, ob die Gesundheit dauerhaft geschädigt ist", sagt Tenbieg. Die Signal Iduna setzt mit ihren neuen Policen darauf, die Unfallfolgen so schnell und so weitgehend wie möglich zu lindern.

Die Idee: Die gute Behandlung mindert den Grad der Invalidität oder verhindert sogar bleibende Schäden, davon profitieren der Patient und der Versicherer. Deshalb kann der Verunglückte das medizinische Management schon bei einer Reihe von Verletzungen in Anspruch nehmen, zum Beispiel einer Ruptur der Bänder im Fuß, wenn er mehr als zehn Tage in der Klinik liegt oder eine mehr als 20-prozentige Invalidität absehbar ist.

Auf Wunsch des Kunden oder seines Angehörigen schaltet der Versicherer den medizinischen Dienstleister MD Medicus ein. "Hier arbeiten mehr als 50 fest angestellte Ärzte", berichtete Tenbieg. Für Verunglückte stehen spezielle Unfallmediziner zur Verfügung. Die Ärzte sollen die Patienten durch die verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens lotsen. Sie geben eine Zweitmeinung ab und helfen bei der Organisation der Behandlung und der Rehabilitation. "Sie nehmen Kontakt mit den behandelnden Ärzten auf", erklärte Tenbieg. Denn der Versicherer wolle nicht gegen, sondern mit den Medizinern des Kunden arbeiten.

Außerdem hat die Signal Iduna Kooperationsabkommen mit den berufsgenossenschaftlichen Kliniken geschlossen. Kunden des Unfallversicherers bekommen innerhalb von fünf Arbeitstagen einen Termin für eine Untersuchung.

Auch andere Unfallversicherer setzen auf das medizinische Reha-Management. Die Zahl der Verträge geht seit Jahren zurück. Die Anbieter müssen sich etwas einfallen lassen, um neue Kunden zu erreichen. Die Axa sieht bei ihrer neuen Risiko-Unfallversicherung ebenfalls medizinische Leistungen vor, die automatisch Bestandteil der Policen sind. Andere wie die Rheinland-Versicherungen haben das als optionalen Baustein im Programm.

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